Ein paar körperliche Fakten zur gigantischen Zeit

Ein zauberhaftes Wochenende zusammen ❤


Ein Samstag als schwangere, momentan wie ein Stein bis in die späten Vormittagsstunden schlafende Frau, kann nicht schöner beginnen, als es dieser hier tat. Der Kerl hat Frühstück gemacht, Netflix angeworfen und es stehen uns ein paar Stunden nichts tun bevor. 
Nun hält die neue Spielekonsole den ersten Testläufen stand, während ich mit improvisierter Laptopstütze neben dran verweile und eifrig tippe. Die Kugel ist im halb-liegenden Zustand auf dem Sofa nicht grade dafür geeignet, ein modernes Schreibmedium darauf abzustellen, und es nervt tierisch, wenn der Läppi auf einer Seite immer runterrutscht. Ergo muss ein Kissen in die Unterbauchfalte gestopft werden, damit ich überhaupt in der Lage bin, meine geistigen Ergüsse auf den Bildschirm zu bringen (Bildmaterial wird nicht zur Verfügung gestellt 😉).

Tatsächlich gibt es nebst Themenvorschlägen und den versprochenen, noch zu beschreibenden körperlichen Fakten, auch einige neue Erlebnisse mit der Gattung Mensch, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. 

Es ist übrigens der Wahnsinn, wie viele liebe und lachende Anschriften&Rückmeldungen ich von Euch aufgrund dieses Blogs bekomme! Ganz herzlichen Dank dafür 💗

Kommen wir nun zu dem, weswegen ich mich selbst nicht an meine vorgegebene Zwei-Tages-Post-Regel gehalten habe. 
Ich war verabredet. In der Stadt. So richtig mit Kaffee und Zeit nehmen und Anreise aus der Vorstadt. Da, wo die Busfahrer noch nett und zu allseits beliebten Scherzchen bereit sind. 
Da, wo auf eine chronisch zu spät kommende, im Pinguingang auf das schon startende, motorisierte Massengefährt zuwatschelnde Gigantica, nebst wildem Taschenschwingen gewartet wird. Fehlt nur noch, dass ich persönlich vom Busfahrer in das sommerlich erhitze Transportmittel geführt werde. 

Wurde ich nicht. Dafür wurde mir versprochen, dass ich mich auch fix auf neumodischere Beförderungsmittel in Form der Straßenbahn freuen durfte. Was denkt sich dieser Beförderungskünstler? Dass ich noch nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren bin?! 
Nun gut, nette Menschen bringen ja auch gute Laune, also kletterte ich im kurzen Sommerkleidchen aufgeregt wie klein-Lisl vor der Klassenfahrt auf einen Sitz, nur um dann festzustellen, dass ich ja aufgrund der Kugel seit Neustem so dasitzen muss, wie ein Bauarbeiter in der Mittagspause vor dem dritten Bier, dass der grimmige Mitfahrgast plus Mutter mir ordentlich ins Zentrum der grauen Bonprix-Sportunterwäsche gucken konnten. 
Pech. 
Sollten sie. Als Schwangere verliert man, wenn es um Bequemlichkeit geht, auch gerne mal ein paar Schamgefühle für die und in der Öffentlichkeit. 
Meine gute Laune wurde allerdings jäh davon unterbrochen, als ich mein zweites Ziel in Form der weiterführenden Straßenbahnhaltestelle erreichte, eben jene einfuhr und ich mir in dem Gerangel von beförderungswilligen Menschen einen Sitzplatz suchte, nur, um dann festzustellen, dass ich hinter einer Parade Nachwuchshipster gelandet war, die sich vor allem durch zwei Dinge auszeichneten. Erstens, der Unfähigkeit, Klamotten in ihrer Konfektionsgröße zu tragen (was so aussah, als ob sie die verratzte Kommunionsanzugshose des großen, von einem anderen, wesentlich stämmiger gebauten Vater stammenden, Bruders mit einem verwaschenes T-Shirt mit wahlweise dem eloquenten Aufdruck "adidas", "Surfen is the story of my life" und einer tättowierten Marilyn Monroe mit dem Zusatz "My own way" kombiniert und sich darüber hinaus auch noch mit passenden Herraccessoires Gedanken zum Gesamterscheinungsbild gemacht hatten) und Zweitens: eine offen erkennbare Aversion gegen regelmäßiges Waschen. 
Hmm...anfang-zwanziger Bübchenschweiß.
Jetzt mal im Ernst, Leute. Ich bin für einen Iltischeck in Straßenbahnen. Wer einsteigt und nach Wildtier riecht, sollte einen Duftbaum umgehangen und ein Verbot für Deos, die 72 Stunden Wirkkraft versprechen, bekommen. Sowie eine Bedienungsanleitung für Wasser.

Meine doch eher bescheidene Geduld mit dem Phänomen Mensch sollte aber an jenem Nachmittag noch weiter auf die Probe gestellt werden. Vor mir saß eine Frau, wie sie der Freiburger Stadtteil Vauban nicht besser hervorbringen könnte 
(für alle Ortsfremden- von oben nach unten: fettige, lange, strähnige Haare, ein Gesicht, dass weder Pinzette noch Creme jemals gesehen hatte, Ökobluse aus Naturhanf (Größe: Menschlich bis kleine Kuh) in der Farbe gräulich-grün, langer, schwingender Rock, der aufgrund des wöchentlichen Gallseife Waschens im Regenauffangbottich im 6 qm großen Vaubanappartementgarten nicht mehr ganz so schwungvoll um die chiasamendürren Beine fiel, fettige, lange strähnige Haare (*grusel*), Birkenstocksandalen aus dem Schlussverkauf von 1992),
mit dem typischen zurechtweisenden Gesichtsausdruck einer "Höre auf meine Lebenserfahrung"-alten Weltverbesserin.
Und ich Idiot hatte meine Kopfhörer vergessen!
Nach dreiminütigem äußerst ausführlichen Mustern ihrerseits, dass dem besoffen-notgeilen Typ Mann in einem Club nach Wahl um drei Uhr morgens in Nichts nachstand, klappte dann auch das Kommunikationsloch auf und an mich drang folgende Frage vor:
"Sie. Wissen Sie. Sie sind ja offensichtlich schwanger. Wissen Sie eigentlich, dass Beinerasieren in der Schwangerschaft schädlich ist?" 

Ich habe ja schon viel Dont's und Do's für eine Schwangerschaft gehört. Aber das war neu. Da ich leider schon aus einigen vorherigen Erlebnissen mit dieser Unterspezies von Erdbewohner wusste, dass Ignorieren und Augenrollen nichts bringt, außer einer geschrieenen Grundsatzdiskussion über die Weltanschauung von 1968 in Monologform, ließ ich mich also innerlich stöhnend darauf ein und fragte meinerseits nach einer Begründung.

"Ja, sehen Sie. Wenn Sie sich jetzt die Beine rasieren, dann bleibt ja die Haarwurzel zurück unter der Haut. Die entzündet sich dann aufgrund der chemischen Stoffe, die die Industrie in die Rasierer packt und die Infektion breitet sich durch den Blutkreislauf durch den ganzen Körper aus. Bis zum Baby. Und dann schadet die Infektion dem Baby."
An dieser Stelle #wow. 
Man bringe mir Alufolie zum Falten eines Hutes und erkläre mir, dass ich mich nur noch mit Hilfe eines rostigen Nagels von lästigen Haaren befreien darf. 

Nun. Ich bestreite nicht, dass Beine rasieren in der Schwangerschaft ab einem gewissen Zeitpunkt nicht ganz ungefährlich sein kann. Habt Ihr mal mit Riesenkugel versucht, Euch für längere Zeit nach unten zu beugen, um den Wildwuchs der unteren Extremitäten einzudämmen? 
Dann denkt mal darüber nach, warum Euer bierplautziger Nachbar mit der bis zum platzen gespannten Kuller nur Sandalen trägt. Der rasiert sich zwar sicherlich nicht die stramme Haxe, hat aber das gleiche Problem beim Bücken, um sich zB normales Schuhwerk anzuziehen. 
Wie auch immer. So Beinerasieren ist schon un-schwanger und mit null Motivation so ne Sache (was es da alles zu beachten gilt!). Aber tatsächlich liegt zwischen mir und meinen Stelzen momentan noch die riesige Juniorin, die nicht einfach wie der davorige Schwimmring zusammendrückbar ist. 
Das alles macht die ganze Aktion bei jedem zweiten Duschgang zu einem akustischen Dampflock-Kontest Event, dass auch gerne mal mit Kreislaufbeschwerden und Sternchen vor den Augen endet. 
Zum Glück ist meine Dusche nicht so groß, dass ich ungebremst auf die Fressluke fallen könnte. Dafür höre ich mich an, als ob ich jedesmal ungehemmt wie in einem Vinatgeporno der Siebziger auf Fahrstuhlmusik masturbieren würde, wenn die Rodung der Stoppeln ansteht. 

Damit ich aber nicht auch noch so aussehe, nehme ich diesen Akt eben auf mich.
Tatsächlich gehöre ich zu der Gattung Frau, die es wahnsinnig macht, wenn ich abends ins Bett schlüpfe, mich auf die Seite schwinge, die Beine aufeinander lege und dann Reiben&Stoppeln fühle. Das MUSS weg, ich kann sonst nicht pennen.
Wäre es nur aus ästhetischen Gründen, damit sich die halbe, gesellschaftlich verhunzte: Frauen-dürfen-keine-Behaarung-haben Bevölkerung nicht an ein paar Beinhaaren stört, würde ich die Dinger so lange wachsen lassen, bis ich kleine Perlen reinflechten könnte!

Ähnlich verhält es sich mit der "Oh-mein-Gott-besser-nicht-darüber-reden-das-wäre-ja-anzüglich" Region zwischen den grade ausführlich beschriebenen Stelzen. 
Ich habe diesen, im Moment sich hauptsächlich auf den Babyexit Betrieb vorbereitenden, Teil meines Körpers nun sicherlich seit einem Monat nicht mehr ohne Spiegel gesehen und ich sag Euch, es ist ganz schön herausfordernd dort dem natürlichem Wuchs der Lümmellocken allein durch reine Habtik des faltigen Grundgebietes Einhalt zu gebieten. 
Zum Glück ist man während dessen schon im nassen Schrank, dass Ganze erfordert nämlich ordentlich Konzentration, Schweiß und scharfe Klingen!

Da jetzt die Phase ansteht, in der ich und das Kind pro Woche so bis zu 500 Gramm zunehmen, also die Kugel noch fröhlich an einer eigenen Umlaufbahn arbeitet, weiß ich ehrlich gesagt nicht, bis wann ich dieses Theater noch auf mich allein gestellt mitmachen kann. Ich befürchte, der Tag naht, an dem ich meinen Freund um Hilfe bitten muss 🙈
Sollte Tag X eintreten, Ihr erfahrt es hier...

Das alles erzählte ich natürlich Miss Vauban 1960-2017 nicht. Damit ich in solchen Situationen, grade auch während der hormonell eh explosiven Zeit, ruhig bleiben und das Zucken meiner Finger zur Faust unterbinden kann, mache ich seit einiger Zeit Kugel-Joga. Das ist ja gesellschaftlich anerkannt. Nicht so, wie solche Leute einfach mal ordentlich zu verwämsen. 
Schön aufs Fressbrett vs breitbeiniges Hocken vor der Klangschale mit gefalteten Füßen. Nunja. 
Natürlich muss ich auch genau in dem Stadtteil einen solchen Kurs besuchen, in dem die Infektions-Frau und ihr Gefolge ihre Wurzeln tief neben der eigenen Plazenta vergraben haben. 
Ich gehe tatsächlich freiwillig an einen Ort, der mir Geld dafür abnimmt, zu atmen und mich zwingt, mich mit größtenteils esoterisch angehauchten Kugelfrauen auseinanderzusetzen. 
Hört sich jetzt aber auch wesentlich bös gemeinter an, als ich es eigentlich erlebe- ich müsste es ja nicht machen!
Ein ausführlicher Bericht zum Schwangerschaftsjoga verspreche ich Euch aber für einen zukünftigen Blogeintrag, ich war nun auch seit ein paar Wochen, aufgrund des Firlefanzes mit den Umzügen und den Vorwehen nicht mehr Besucherin eines solchen Angebotes. 

Insgesamt gesehen, war der gestrige Ausflugstag aber ein sehr schöner. Eine alte Freundin zu treffen, die meine Einstellungen und Auffassungen des alltäglichen Geschehens schon mal ein paar Jahre am Stück miterlebt hat, ist grade in den doch schon auch einsamen Tagen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, goldwert. 
Ein kurzer Aufruf, stellvertretend für alle Walfrauen:
Liebe kinderlose, nicht-schwangere Freundinnen- wir alle brauchen Euch grade in dieser Zeit! 
Es ist zwar toll, sich mit dem kommenden Plärrbündel und dem ganzen Drumherum zu beschäftigen, aber auch als Kugelfrau möchte man sich auch mal über etwas anderes unterhalten, als darüber, dass man in nicht allzu ferner Zukunft nur noch schlaflos Stuhlgang eines Mitmenschen entsorgt. 
Im Gegenzug für ein bisschen erheiternden Gossip dürft Ihr uns auch alles fragen. Und ihr seid im exclusiven Kreis derjenigen, die, nach Anfrage, unseren Babybauch anfassen dürfen!

Apropo "Gold" - ich beende für den heutigen Tag meine dramatischen Darstellungen und freue mich auch heute auf Ausgang, sogar einen, der ganz besonderen Art. 

Die Goldkinder (auch hier verweise ich für mehr Infos gerne auf die offizielle Facebookseite "Goldkinder") laden zur legendären Sundown/Rooftop Party und da es eben darum geht, die Sonne noch in der grellen gold-glitzer Deko zu sehen, startet das ganze Event durchaus schwangerenfreundlich bereits heute Nachmittag.  
Da mein eigentlicher "ja, da kann man meine Nippel sehen" Body nun für eine werdende Mama untauglich ist und auch in keinem Falle mehr geschmackvoll über die Kugel gezogen werden kann, muss ich die Zeit jetzt noch nutzen, um mir kleidungstechnisch etwas anderes einfallen zu lassen. 
In jedem Falle bin ich voller Vorfreude, mal wieder eine echte Party besuchen zu können! So mit Leuten. Und Getränken. Und Musik. Und dem ein oder anderen vertrautem Gesicht. 

Drückt mir mal einen Daumen, dass sich der Unter-Kugel-Schweiß heute in nicht-sichtbaren Grenzen hält!

Ich verbleibe mit den besten Wünschen zum Wochenende, tut nichts, was ich nicht auch tun würde- tata,
Eure Gigantica 💕





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