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Es werden Posts vom November, 2021 angezeigt.

Unser Alltag ist ihre Kindheit

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Diese mehrschichtige Aussage kommt anmutig formuliert daher und ist per se gut gemeint, denn sie soll uns darauf aufmerksam machen, dass wir uns in unserem meist doch eher stressigen, vollgestopften Erwachsenenalltag Zeit zum Innehalten nehmen und uns besinnen sollen, was wirklich wichtig ist.  Spoiler, da eh klar: Zeit mit den Kindern, Zeit mit der Familie.  Soweit so gut.  Dennoch droht diese Botschaft mit erhobenen Zeigefinger: „Dann aber auch Zeit, die unbedingt liebevoll, auf jeden Fall ungestresst und möglichst pädagogisch wertvoll gefüllt ist und wehe, das gelingt dir nicht jeden Tag!“ So schwebt das Damoklesschwert des höheren Zwecks einer glücklichen Kindheit über diesem Satz, der Eltern ganz schön unter Druck setzen kann.  Er kann uns dazu treiben, eher künstliche Situationen zu erschaffen, als uns authentisch gegenüber unseren Kindern zu zeigen und letztendlich können wir so an der eigenen Vorstellung, wie Eltern sein sollten, zerbrechen.  Ich habe in meinem Alltag festgeste

Mein Ikea Besuch

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I ch reise mit einem meckernden Baby und dem Auto an.  Mein Ziel: kurze Wege, einmal Holzeisenbahn, einmal Stumpenkerzen für das aus Beton selbstgegossene Adventsbrett vom Mann. Das war’s! Natürlich muss ich ins Parkhaus, da auf den Familienparkplätzen die SUVs der Turnbeutelvergesser stehen.   Mit dem müden Baby in der Trage hetze ich zum Eingang und die Stufen zu meinem schwedischen Einkaufserlebnis hoch.  Ich habe Zeitdruck, zum einen möchte ich die Einkäufe erledigen, zum anderen weiß ich nicht, wann ich das nächste mal vollgekotzt werde und mich vor dem großes Kind aus dem Kindergarten abholen, noch umziehen muss.  Oben erspare ich mir die Tour durch die durchgestylten Räume und kürze direkt in die Kinderabteilung ab.  Neben den verträumten Paaren, von denen der weibliche Part stolz den wachsenden Babybauch zwischen Wickelkommoden und Kuscheltieren herumschiebt, gebe ich ein Paradebeispiel von „wir sprechen uns in 4 Jahren und zwei Kinder später“ ab.  Mit von Milchkotzeflecken ver

Du hast es ja einfach- du hast doch nur eins!

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Dieser Satz wurde mir von einer anderen Mama zum Thema toxische Sätze, die Eltern zu hören kriegen, genannt und ich hab mir fast die Augen gebrochen, weil ich sie so sehr verdrehen musste.   Bitte geht’s noch herabwertender?!  Darüber müssen wir definitiv reden.  Dieser Satz stammt meistens von -es ist zu erahnen- Mehrkind-Eltern oder Leuten ohne Kinder.  Bei diesem Satz gehen zwei Sachen gar nicht Die erste ist das Herabwerten des Alltags mit einem Kind, der durchaus als fordernd, anstrengend und stressig erlebt werden kann (und seien wir ehrlich: auch definitiv ist!!) und der Person, dass sie so empfindet. Hier sind wir mal wieder bei der typischen Botschaft: Stell dich nicht so an!  Das zweite ist die Respektlosigkeit, die nicht berücksichtigt, warum denn die Familie oder der Elternteil „nur“ ein Kind hat.  Kurzer Spoiler: das geht den Absender dieses Satzes einen feuchten Furz an!  Es kann nämlich für Familien mit erneutem, aber bis dato unerfüllten Kinderwunsch ganz schön verletze

Schlafe, wenn das Baby schläft

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Ja.   Okay.  Dann dusche ich auch, wenn das Baby duscht und räume die Spülmaschine aus, wenn das Baby die Spülmaschine ausräumt. Ein fröhlicher, meist gut gemeinter Rat, den ich oft ungefragt von zufällig getroffen Bekannten bekomme, die sich über meine Augenringe und blasse Gesichtsfarbe erschrecken.  Ihr habt ja Recht. So rein vom Prinzip her.  Natürlich könnte ich mich hinlegen, nachdem ich fast eine Stunde tapfer oder auch erbittert damit zugebracht habe, mein Baby in den Schlaf zu bringen.  Natürlich nur, wenn es grade nicht in der Trage und somit an einem Körperteil von mir dran schläft, welchen ich zum eigenen Abliegen leider essenziell brauche.  So wie mein Baby tagsüber eigentlich immer.  Natürlich auch nur, wenn das Baby nicht auf meinem Arm schläft, weil grade ein Schub/ein Pups oder sonst irgendwas drückt oder das kleine Bündel Leben einfach auch nur so das Bedürfnis nach Wärme & Nähe hat.  Natürlich könnte ich sofort in der Sekunde, in der mein Baby eingeschlafen ist,

Du hast es dir doch ausgesucht!

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Liebe diesen Satz. Dicht gefolgt von: Genieß jede Minute, sie werden ja so schnell groß.   J a, verdammt. Natürlich hab ich’s mir so ausgesucht!  Heißt das jetzt automatisch, dass ich mit meiner Entscheidung für Kinder jegliches Recht abgegeben habe, zu sagen, dass es AUCH anstrengend sein kann?  Dieser Satz ist nichts. Er ist nicht mitfühlend, nicht tröstlich, er suggeriert einer jungen Mama oder Papa einfach nur:  Interessiert mich nicht, was du zu sagen hast, sieh zu, wie du alleine klar kommst! Warum schreibst du so viel darüber, wie anstrengend alles ist?   Weil.  Es F*ckin nochmal so ist  🤷🏼‍♀️   Es gibt bestimmt viele Dinge in deinem Leben, die du dir auch so ausgesucht hast und die trotzdem auch anstrengend sind.   Wenn du dich über einen harten Arbeitstag oder die verdammten Überstunden beschwerst, bekommst du dann gesagt: „Aber du hast es dir doch ausgesucht?“.  Sagt dir das jemand, wenn du in einer schwierigen Phase deiner Beziehung (mit oder ohne Kinder) steckst und dir m

Mama-Blogger

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Da schreiben sie und zeigen Fotos von sich. Unzählige Mamas aller Altersgruppen hier auf Instagram und auf Blogs wie diesem.  Kleine Einblicke in Privates. Wohnungen, Wohnzimmer, Essen, Kinder, Erziehungsstile, Kleidung.  Mal perfekt gestylt in den Trendfarben der Saison, das Spielzeugchaos aus dem Winkel der Handykamera geschoben, mal küssen glückliche Kinder glückliche Eltern vor glücklichen Handystativen, sogar der Hund im Hintergrund lächelt.  Mal herrlich unperfekt mit zerzausten Haaren, mal unbequem ehrlich mit dem Effekt, ja puh, ob ich jetzt ein Bild von dir auf dem Klo gebraucht hätte… Die erste Darstellung ist nicht meins, weil es einfach die Realität verzerrt und Druck aufbauen kann.  Kein Mensch mit kleinen Kindern und bei Trost hat große Glasvasen mit Pampasgras im weiß getünchten Flur rumstehen und trägt dazu passend ein leberwurstfarbenes Etuikleid mit Bauchgürtelchen und Stilettos den ganzen Tag. Alleine beim Gedanken an frei stehende Glasvasen bekomme ich als Mutter ei