Die Verhüllung des Wales oder auch: am Anfang war das Zelt

Einen schönen guten Tag zusammen 😍

Auch drei Tage nach meiner BabyParty bin ich immer noch ganz dankbar und glücklich, so einen schönen Tag gehabt zu haben! 
Auch wenn ich - so wie sich meine hochgeschätzte Cousine auszudrücken ersuchte, pinkdekotechnisch eher so das Motto explodiertes Ferkel, das viel Glitzer gefressen hat, getroffen habe (zugegeben, auch mich hat's kurz etwas vor mir selbst gegruselt 😉), es war mir ein gigantisches inneres Blumenpflücken! 
Vielen lieben Dank dafür an alle Beteiligten, ganz besonders an meine tollen Gäste und die Homemade Sweets Company Freiburg für die süßen Cupcakes 💝 
Generell ist der liebevoll gestaltete Laden für alles unerhört Süße und Cremige in der Schiffstraße überaus schwangerenfreundlich, was zuckerig kulinarische Gelüste anbelangt. Zum Glück bzw auch eher leider wohne ich mittlerweile ein gutes Stück weiter weg und bin nicht täglich gezwungen, die Versuchung zu umgehen, nur um zwei Minuten später schokoladenverschmiert und sehr glücklich in einem der bequemen Sessel zu versinken, während ich beseelt die Kugel reibe und Kaffee nachschütte.

Nun wieder im Alltag angekommen gibt es, neben Kaffee auch für die komplette Vorstadtnachbarschaft hervorragende Nachrichten: 

Es ist Schulanfang und die Hupe hat Sendepause!

Der Klimperkasten ist verstummt, die Räder abgeschlossen, Hörgeräte wieder auf moderate Lautstärke eingeschaltet. 
Das gräulich wechselhafte Wetter der Vorboten des Herbstes hat das Viertel in einen wunderbaren Kokon der Ruhe und der Teelichterwachs tropft besinnlich auf das Erbstück-Stimmung eingehüllt, Nachbar Senior verkauft den abgenutzten Rasenmäher und fröhnt dem Wildwuchs. 

Mit Erschrecken stelle ich allerdings fest, dass es doch schon ordentlich kühl werden kann und ich nicht im Besitz einer langer Hose bin, die meinem anspruchsvollem Hintern sowie Babybauch würdig ist. 

Da ich generell dazu aufgefordert wurde, mich doch mal auf einen kleinen verbal-kritischen Ausflug in die gar ambivalente Welt der Schwangerschaftsmode vorzuwagen, stürze ich mich an diesem sehr ruhigen Werktag in der Vorstadt gerne in die gräßlich gemusterten Weiten der Walbekleidung. 

🔀Ambivalent deswegen, da dir einerseits ständig gesagt wird, dass du als Schwangere immer und in sämtlichen Lebenslagen einer anmutig und wunderschönen Blume gleichst (was definitiv nicht stimmt, ich habe einen Spiegel im Schlafzimmer, der schonungslos das sanfte Wabbeln des Doppelkinns beim unter Japsen in die Senkrechte Gewälze dokumentiert), du dann aber Kleidervorschläge des Modells Zirkuszelt der 70 Jahre im farblichen Zusammenspiel "Herbstdepression" bekommst. 

Zuerst muss einmal gesagt werden, dass das ganze Umstandsmodedrama vom groben Gesamtbild ähnlich ist, wie bei der normalen Mode. Hast du Kleidergröße 32-38 ist alles tutti und du hast Auswahl. Kleidergröße 40 ist so ein Wackelkandidat und ab 42 gilst du offenbar als so unverpackbar, dass du mit viel zu engen Schnitten und unvorteilhaften Materialen permanent auf deine Unwürdigkeit schöne Klamotten tragen zu dürfen aufmerksam gemacht wirst. 
In etwa mit der gleichen Härte, mit der man eine Katze in die übelriechende Ausscheidung auf dem neuen Bettbezug tunkt und danach böse grummelnd in ein Nebenzimmer wirft.
Nur, dass du dich dabei schon in einem Klamottenschuppen nach Wahl schier zu Tode gehüpft hast, um zumindest eins deiner Beine in eine modisch geforderte Röhrenjeans zu bekommen, nur um dir gleichzeitig von der fies kalkulierten Beleuchtung des offenbar mit einem Hang zum morbiden habenden Architektes, für auf ein ungefähr 10jähriges Mädchen ausgelegten Umziehetablissements, einen Hagelschaden der Kategorie 12 an die andere, noch nackte und im Omischlüppi steckenden Stelze dichten zu lassen, während dir die neusten Schrillstimmchen der Size Zero Popdiven einen fiesen Tinitus mit so gar nicht passen wollenden, pseudo-feministischen Texten in die eh schon stadtlärmgeplagten Ohren hämmern. 

Da ich mit momentaner Konfektionsgröße 44/46 aus sämtlichen gängigen Rastern wohl so weit rausfalle wie eine verirrte Eisscholle mit Kurs auf die Karibik, muss ich, glaube ich, nicht extra erwähnen, dass ich das bei meinem Geschlecht doch ach so beliebte *Shooohooping* (im Kopf bitte entzückt rufen, um die Stimmung nachzuempfinden) in der Innenstadt einer touristisch erschlossenen Waldmetropole nicht so oft unterstütze, wie mir Ulla Popken weismachen möchte, dass ich es auch mit meiner Figur kann. 

Wenn man also dann auch noch bezahlbare Umstandsmode benötigt, stellt einem der textile Einzelhandel folgende Möglichkeiten in Aussicht.
Entweder du trägst etwas, was aussieht, als ob jemand Leipziger Allerlei draufgekotzt hätte oder aber du verabschiedest dich von jeglicher Individualität und zwängst die Kugel in die mit dem aktuellen Lieblingstier der Modeindustrie verzierten Oberkörperbedekerli (aktuell wären das: Vögel (bei ganz modischen Unternehmen: Eulen), Füchse, Schmetterlinge) 
Eine Leggins, die auch garantiert die Bevölkerung hinter dir noch an der Farbe deines Schlüppers teilhaben lässt, drauf und fertig ist die Schwangere 2.0 dieser Saison. 

Nun. Der Bequemlichkeit einer Leggins können mein gebieterischer Hintern und ich zwar auch nicht widerstehen, aber nichts destotrotz hätte ich für die regnerischen Tage doch gerne auch ein vernünftiges Beinkleid aus etwas massiveren Stoff, ohne, dass ich beim hopsenden Anprobieren eines Solchen, das Kind in der abgeranzten Umkleide bekomme und mir die zweifelhafte Freude eines daraufhin folgenden, lebenslangen Gratisangebots für Damensocken in Größe 39 zuteil wird, während die "Das steht Ihnen ausgezeichnet!"-Praktikantin mit der vom Etiketten Zuschneiden stumpf gewordenen Schere die Nabelschnur meiner Erstgeborenen durchtrennt und dazu der neuste, scheußliche Hit von Taylor Swift durch die jämmerlich quäkenden Boxen winselt. 

Es ist, glaube ich, deutlich geworden, dass das herkömmliche Klamottenjagen auch grade zur Zeit nicht meine persönliche Lieblingsbeschäftigung ist. Ich kann mir ja kaum noch selber die Schuhe anziehen! 
Was glaubt Ihr, was das wohl für ein Theater gäbe, wenn ich nebst zu Hilfe leistenden verdonnertem zwei Meter Kerl und zu eng geschnittener Hose in so eine allseits bekannte Winzumkleide abtauchen müsste? Wir würden das schematisch eng konzipierte Konstrukt unter zwei Minuten zu Fall bringen und uns sämtliche blaue Flecken holen, während sich wahrscheinlich irgendjemand noch ein Auge an der maroden Kleideraufhängmöglichkeit aussticht. Nein danke!

Da gehe ich lieber den faul-schönen Weg der Onlinebestellung und lasse mich dann im abgesicherten Zuhause enttäuschen, in dem die Frustschokolade niemals weit entfernt ist. 

Zu Beginn der Schwangerschaft ist es ja zum Glück noch nicht nötig, im Ausgrenzungsbereich einzukaufen. Da reicht alles, was bequem ist und wenn es unnerum anfängt zu kneifen auch der altbekannte Schwangerschaftstrick mit dem Haargummi für die Hose. 
Ich habe mich allerdings damals so über die erfolgreiche Fortpflanzung gefreut, dass ich doch ganz wunderfitzig in sämtlichen Portalen gestöbert und das ein oder andere Teil erworben habe. Mit dem Ergebnis, dass ich jetzt unter anderem eine irgendwie trapezförmige, zwei Mal unter "ach du scheiße" Rufen vor dem Spiegel getragene Latzsommershorts im Schrank hängen habe, die nie zum Einsatz kam. 

Es ist nicht so, dass ich mich furchtbar unwohl in meinem Körper fühle. Grade durch die Schwangerschaft ist es viel mehr so, dass ich total stolz bin, was so ein Körper alles leisten kann. Ich meine, hallo- ich mache grade Augäpfel und Hirnnerven! 
Was kannst du?!
Zudem muss ich mir nicht von einer indoktrinierten Gesellschaft einreden lassen, wie ich auszusehen habe. 
In der Praxis gibt es aber natürlich das ein oder andere Körperteil, dass mir besser gefällt, als ein anderes. Auch mit Hinblick auf die Erziehung und das Übermitteln eines gesunden Lebensstils an meine Tochter, ist es mir wichtig, die Balance zwischen gesunder Ernährung&Sport und Pizza&Netflix Abenden zu finden und nicht das Vorbild einer ewig Süßkram futternden Couchpotato abzugeben. 

Da es aber ursprünglich mal um Umstands"mode" ging, zurück in die wogenden Stoffe der Zeltabteilung. Ich meine, es ist ja über die letzten 20 Jahre sicherlich besser mit der Auswahl an alltagstauglichen Wigwamsachen geworden.
Grade im Sommer hat man natürlich auch die Möglichkeit auf Kleidchen und luftige Sachen zurück zugreifen und bei so einem Kleid kann eigentlich nicht mal H&M großartig was falsch machen. 
Ein generelles Problem ist aber, dass es einfach viel zu wenig praktikable Mode für die Kugelzeit gibt. 

Da mir bis vor kurzem die Erfahrung zuteil wurde, mich nicht nur als leicht zu beeinflussende Zielgruppe der Modeindustrie zu behaupten, sondern auch auf der anderen Seite mit unternehmerlichen Druck im Nacken Klamotten an die Leute zu bringen, kann ich Euch sagen, dass egal wer vor Dir steht, jeder irgendein Problem mit dem Verhüllen seiner selbstkreditierten Schwachstellen hat. 

Und ich habe Bademode verkauft! 

Da hab ich alles gesehen. A-L-L-E-S. 
Von grellweißen Winzbikinihöschen, die in der ausgewählten, leider nur fast richtigen Größe unter der ledrig-gebräunten Bauchfalte einer 50 Jährigen, von sich selbst zur establishten Jetset-Gesellschaft zählenden Yachtfahrerin, verschwanden (und dennoch gekauft wurden!) über umwerfend schöne Frauenkörper, die lieber das Modell Flanell-Schlafsack mit Enten vorne drauf wählten, da sie sich damit einfach besser fühlten, 
von als gar jugendlich-keck geltenden Animalprint Unterteilen in der Größe Uganda, bis hin zu Zwergenslips, die so eigentlich nur für die Po-starke Copacabana und nicht für das doch recht langweilige, alteingesessene Strandbad in hiesiger Kleinstadt entworfen wurden, bis hin zu den Herren der Schöpfung, die wohl alle aus Prinzip ihre Hosengröße nicht kennen und schon mal ganz ungeniert mitten im Laden die Buchse fallen lassen, damit der Verkäufersklave hinten rein nach der ausgeschilderten Größe gucken kann. 
Es gibt nichts, was es nicht gibt! 
Und auch, wenn ich ihn momentan aus Bequemlichkeitsgründen nicht mehr bereit bin anzuziehen, auch ich habe einen Bikini gefunden, der mir im sechsten Monat schwanger im Strandurlaub zufriedenstellende Dienste geleistet hat! 


Und anstatt sich soviele Gedanken um seine äußere Verpackung zu machen, denkt lieber darüber nach, wie Ihr der Gesellschaft wirklich etwas mit Eurem Äußeren zurück geben könnt; zum Beispiel, dass, wenn Du deine Unterhose verkehrt herum anziehst, dass dann das ganze Universum deine Unterhose anhat- nur Du nicht!

In diesem Sinne,
Tata
Eure Gigantica 💕

PS: 
Wenn alles nichts hilft, der allseits beliebte Pennerstyle geht übrigens immer (mit liebevoller Unterstützung des Kerls) 😏







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