Wäre der Montag ein Mensch, wäre er das dicke Kind, das Dich damals in der Grundschule immer verdroschen hat...
Wie begrüßt man sich an so einem trüben Montag, der soviel Charme hat, wie eine überteuerte Telekomrechnung von 2003?
Ich glaube, ich lass das einfach ganz und hoffe, Euch mit der Beschreibung meines miesen Montags wenigstens ein bisschen den Feierabend zu erheitern.
Es ist einer der Tage, an dem man mit dem morgendlichen Augenaufschlag schon weiß, dass das Einzige was noch schlimmer sein könnte, ein von Kay One gesungenes Instagram Tutorial mit Gast-ich-tanze-meinen-Namen-Auftritt von Helena Fürsts abgelegten Ebayfreund wäre und man am liebsten in der zurechtgepupsten Kuhle des heimischen Bettes bis zum Eintritt des Rentenalters versunken bleiben möchte.
Also natürlich nur, wenn man besagte Augen auch aufschlägt und nicht eh schon seit quälenden, ungezählten Stunden mit auf halbachtmast stehenden Glubschern auf die abgründige Welt seiner Facebooknews schielt und sich schier totgestalked hat, nach den Leuten, die den colabiert Spruch geliked haben, nur um zu begreifen, mit welchen verkappten Zeitgenossen man sich die verkorksten Online Virtualität von Sprüchebildern (mit Herz), besagtem Flachwitz und Spotted:Gelsenkirchen: Isch liebe dich mit den blonden Haaren und geilen Hupen und würde disch gerne auf Schischa einladen Posts teilt.
Ich befand mich an diesem Morgen in genau eben beschriebenen, zweiten Stadium. Schlafen ist seit ein paar Tage eher Mangelware.
Erzählt dir vor so ner Schwangerschaft ja auch keiner, dass das mit dem nicht-mehr pennen können bereits schon im letzten Trimester losgeht und nicht etwa erst, wenn das Freudenbündel auf der Welt ist und man zur lebenden Milchbar für einen dauerhungrigen Piranha mutiert.
Die kleine große Furzknotin in meinem Bauch ist von überragend aktiver Natur und lässt damit nicht nur den Kerl erzittern, der befürchtet, dass die Kleine lärm- und beweglichkeitstechnisch vollständig nach der Mutter kommt und er dann zwei Krawallmädchen zuhause hat; sie bestimmt auch bereits jetzt schon, wo es lang geht.
Es freut mich ja wirklich sehr, dass sie so viel Freude daran hat, sämtliche meiner inneren Organe auf Quetsch- und Tritttauglichkeit auszuprobieren, aber an nächtlichen Schlaf ist nicht mehr zu denken.
Nicht nur, dass es unmögliche fünf Minuten dauert und ich Anlauf nehmen muss, bis ich mich mal von einer Seite auf die andere gewälzt habe, nein, Madame macht auch genaue Vorschriften, wie ich zu liegen habe.
Liegste rauf der rechten Seite, kommt dir quasi der Magen mitsamt gefühlter Säure aus drei aktiven Atomkraftwerken zum Halse heraus, liegste links, schlafen sämtliche Gliedmaßen ein, nur du nicht und wenn ich es wagen sollte und mich kurz auf den beanspruchten Rücken drehe, habe ich das Gefühl, die Erbse kommt in den nächsten 30 Sekunden aus dem Bauchnabel (noch nicht geploppt) herausgeschossen.
Fähnchen schwenkend und 1,20 groß, direkt mit dem trotzigen Gesicht eines nach Eis fordernden Grundschulkindes, schreiend, ob Muttern eigentlich bescheuert ist, sich in diese völlig unnatürliche Position zu rollen.
Jegliche Beschreibungen zur Bauchposition spare ich mir, die intelligenteren Leser von Euch besitzen sicher genug Vorstellungskraft, um nachzuvollziehen, warum.
Wie auch immer, es hilft und half an diesem Morgen ja alles nix. Ich musste raus, CTG Termin beim Unnerum-Doc, da Mademoiselle Turnkursabsolventin beim letzten offiziellen Termin am Freitag zwar fröhlich gegen die Sonde getreten, aber so ein unauswertbares Protokoll erzeugt hat.
Ich muss echt so ausgesehen haben, wie sich mein schlaflos-lädiertes Hirn angefühlt hat, denn die Sprechstundenhilfe schickte mich nur mit einem mitleidvollen Blick direkt in den Überwachungsraum und befahl mir, während der Aufzeichnung noch etwas zu nickerln.
Viel zu schnell wurde ich wieder aus der sanft wummernden Welt des Herzschlag meines Kindes entlassen und fand mich nach obligatorischem-ich-geh-noch-schnell Pipi auf der nass-kalt veregneten Straße wieder, die ich dann mit unbestimmten Ziel in Richtung Innenstadt entlang schluderte.
Jetzt vollständig wie die, mit Händen in den Rücken gestützte, bei jedem Bäcker kurz ins Schaufenster hechelnde, typische Roman-Schwangere, fand sich mein Weg in die Kinderabteilung einer ansässigen Kaufhauskette.
Und das war emotional mein erster Untergang an diesem jungen Morgen.
Vor den Rasseltieren brach ich furchtbar filmreif in Tränen aus, während mein Gedärm die Chancen des Schluchzens wohl als Aufforderung zu einem kurzen, aber sagenhaften Sang- und Klang Feuerwerk verstand und schüttelte fast schon manisch, wie eine Schiffbruchüberlebende ihren Rettungsring, ein kleines, weich-rosa-süßes-mädchen-traum Pony mit Frotteemähne.
Zum Glück kriegte ich mich einigermaßen schnell wieder zusammen und verließ den Laden zügig, mit nur einem ausgewählten Dutzi-Dutzi Tierchen ohne weitere Katastrophen zu verursachen.
Nach einem etwas unüberlegtem Kauf von Ohrringen, die wohl aufgrund von abrupf- und verschluckbaren Kleinteilen in naher Zukunft eher weniger zum Einsatz kommen werden, beschloss ich für heute die Finger vom Geldausgeben zu lassen und mich und meine übermüdete Matschbirne in die Bahn nach Hause zu setzen.
Natürlich ließ die Sozialraupe auf sich warten, was mir Zeit verschaffte, eine die-kleine-Raupe-Nimmersatt Brotdose mitsamt Frühstücksbrettchen in einem Schauglaskasten zu entdecken und mich zum zweiten Mal an diesem Morgen veranlasste, emotional unberechenbar ein Geschäft mit Kindersachen zu betreten.
Es war die Hölle. Ich heulte vor Schnullerdosen mit Tigerkopfaufdruck, fummelte sämtliche kitschige Brotdosen an und wollte unbedingt ein, mit Flamingos bedrucktes Notizheft für 30 Euro, bis es irgendwann die Pragmatikerin in mir schaffte, ein Machtwort sprach und das Heule-Ich unter den nervösen Blicken der adretten Verkäuferinnen unter heftigen (zum Glück ansonsten stummen) Arschtritten aus besagtem Warenhaus beförderte.
Beim weiteren Warten auf das Beförderungsmittel nach Wahl stand ich unzurechnungsfähig, wie ich nun mal in dem Augenblick war, vor einem aufgebauten Halter, der Kalender für 2018 zum Spottpreis anpries und regte mich geschlagene 10 Minuten vollen Ernstes darüber auf, wie dumm die Hersteller denn seien, dass sie jetzt schon Kalender für 2018 anbieten, es ist ja wohl erst 2016, was ich also mit nem Kalender für in zwei Jahren solle?!
Ich sag Euch, es ist erschreckend, wenn man dann irgendwann doch feststellt, dass man unter solchen Umständen einfach nicht im Besitz seiner normalen geistigen Kräfte ist.
Kleinlaut, aber mit der Erkenntnis, doch im aktuellen Jahr 2017 zu sein, schafften die Kugel und ich es ohne nennenswerten Zwischenfälle artig heim ins Vorstadtnest.
Und da befinden wir uns nun auch seit dem frühen Mittag. Die allgemeine triste Stimmung des Montagsblues gibt mir mit nachbarlichem Kindergeheul und regentrotzendem Bollerwagen über die gepflasterten Wege Gezerre das Recht, mich mit zwei Pfund Schokohaferkeksen ins Bett zu verziehen und auf ein ausgedehntes Nickerl zu hoffen.
Leider trat dieser, einen seelig von der Welt abschirmende Zustand nicht ein und mir graut vor der kommenden Nacht.
Allen Walfrauen, denen es im Moment genauso geht, kann ich nur empfehlen, sich für die langen, zähen Nächte ein paar gute Alternativen zum ewig nervigem Handyspiel und Hetz und Like Medium zu suchen. Das hat man irgendwann einfach durchgespielt und die ständige Negativität der anonymen Ich-bin-besser-als-du Darstellungen ist auch wirklich Gift, je nach Gefühlslage.
Noch schlimmer verhält es sich mit der wir-sind-alle-Fitnessmodells/-individualisten/-künstler Plattform Instagram und deren pseudoerfolgreichen Besidlerinnen und denen, die es werden wollen.
Ich meine- Herrgott, ausgefallener Instaname, mit Bambipose, Kussmund und T-Rex Hand-Selfie: Du bist genauso wenig beeindruckend wie dein brandaktuelles Pfeil- oder Pusteblumetattoo (aus dem Samen mit den Namen deiner Familienmitglieder/Tiere/Lieblings Modemarke wegfliegen).
Nein, Basic-Burrito-Bitch, du bist kein crazy durchgeknalltes Früchtchen, dem man folgen muss. Die Manson Familie war durchgeknallt und Kim Jong-Un ist verrückt.
Du bist einfach nur ein nichtssagendes Girlie, das versucht hat, sich Omas Gardine im Boholook um den jungen Körper zu schlingen, an einem Strand in einem, von einer unterdrückenden Monarchie geführten Land, dem dein doch immer so auf deinem 200 Follower gepflegten Profil promoteter Einsatz für den Tierschutz (was sich im wesentlichen darauf beschränkt, dass du im Supermarkt Eier aus Freilandhaltung kaufst) scheiss egal ist.
Das ist ja bestimmt für den ein oder anderen anspruchslosen Mitzwanziger ganz nett, aber spätestens nach dem dritten Selfie und Essensbild wünscht doch jeder normale Mensch der Verfasserin, dass ihr sämtliche fotografierte Chiasamen wieder einzeln aus dem wohlgeformten Arsch rausbluten.
Also. Falls Ihr zu den armen Schlaflosen gehört, sucht Euch lieber ein gutes Buch oder unterhaltsamen Blog oder, wie in meinem Falle, schreibt einfach selber einen 😎
Bis auf Weiteres verbleibe ich mit der Hoffnung auf Schlaf,
tata
Eure Gigantica 💕
PS:
Mag ja sein, dass es dieses nachtaktive Tier ausgerechnet aufgrund des Schlafmangels geworden ist, aber es ist so zauberhaft und die kleine Fledermaus hat auch noch Knisterohren! Das Kindertherapeutinnenherz ist verzückt 💖
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