Kamikaze Erlebnis: Mütterforum und der ewig zusammengebundene Pferdeschwanz
Hallo ihr Lieben,
ich fange jetzt nicht damit an, wie ewig es her ist, dass Ihr das letzte Mal was von uns hierüber gehört habt und blabla- ist ja auch eher anstrengend, das jedesmal mit dazu gelobten Besserungsgelöbnissen zur Frequenz dieses Blogs zu lesen...
Kommen wir also gleich zum Wesentlichen.
Die Zwergin wächst. Sehr schnell. Nächsten Monat ist Geburtstag und das kleine Zauberwesen wird ein ganzes Jahr alt.
So viel ist passiert in diesem ersten Babyjahr!
Angefangen bei dem Erlebnis Geburt über den monatelangen Kampf mit schmerzenden Brustwarzen beim Stillen, über das Thema Beikost und die unglaublich schnelle motorische und kognitive Entwicklung, die so ein Zwerg in den ersten Monaten durchmacht.
Das Kind hat jetzt Zähne. Schöne, weiße, kleine Milchzähnchen, die sie sehr gerne in des Häuptlings großen Fußzeh rammt oder mir an meinem Oberarm-Winkfett zeigt, das selbiges zur Genüge vorhanden ist.
Zum Glück habe ich schon vor einiger Zeit abgestillt und mir ist das schmerzhafte Los des Vampirtrinkens erspart geblieben!
Man glaubt es nicht, aber das Thema "Essen&Trinken" für so einen kleinen Menschen hält einen, zumindest beim ersten Kind, ganz schön auf Trab.
Was hab ich Federn gelassen, als es darum ging, genau herauszufinden, was denn jetzt die finale Weisheit zum Thema Tagesmahlzeiten, Milchpulver und Essenszeiten ist.
Dazu kurz zusammengefasst: Es gibt sie nicht.
Absolut jede Familie macht das anders und absolut jede Familie muss auch einfach ihren Weg für dieses Thema finden.
Da ich mich, zwar meinem Naturell entsprechend mit dickem Fell und aufs Schlimmste vorbereitet, aber auf Teufel komm raus nun doch umfassend informieren wollte, betrat ich eine Welt, die mir schlimmere Abgründe offenbarte, als es jede VW-Bus parken wollende, guatemalische Ökotomaten pflanzende, sonntagmorgen in der Bäckerei nach der genauen Zusammensetzung des hiesigen Laugenknoten fragende, Wiehre Mami mit wohlerzogenem Malte-Sören gekonnt hätte; die Welt der Online-Mütter-Foren.
Allein das Wort ist so gruselig, dass sich mir jedesmal die Fußnägel hochrollen.
Online Mütter Foren haben ja einen eigentlich schönen Grundgedanken: nämlich den, des Austausches unter Ratsuchenden, Hilfestellung und geschilderten Erfahrungsberichten. Nun. Da das Ganze im Internet stattfindet, ist es leider so wie überall, wenn die Anonymität größtenteils gewahrt wird: Jeder geht auf jeden los.
Mutter A gegen Mutter B, aufgeputscht von dreifach Oma C, die wiederum mit Mutter D darüber streitet, ob ein Hühnerei im ersten Lebensjahr sofort oder erst nach zwei Tagen tödlich ist, während Mutter E "Früher war alles besser" schreiend mit wehenden Fahnen Nitritwerte von rohem, gegartem und gerahmtem Spinat postet, begleitet von der HIPP Sorgentante, die sowieso der Überzeugung ist, dass alles, außer ihre Produkte, zu Durchfall, der Pest und einer lebenslangen Abhängigkeit von Nasenspray führt.
Zwischendurch die Mutti, die auf ihrem Profilbild mit ihren entnervt aussehenden Kindern in ihrer mit Latte-Macchiato Stickern versehenen Einbauküche sitzt und gegen jedes und allen feuert, da sie ja zwei Semester Ernährungswissenschafften studiert hat und die arme, neu im Forum angekommene, nach den besten Kartoffelsorten ausgangsfragende Mutter systematisch mit allen Mitteln der falschen Rechtschreibung auseinander nimmt und ihr eine Vergiftung des Sprösslings durch zu wenig bei Mondschein gefiltertes Leitungswasser im Pastinakenbrei vorwirft.
Und ich lese mir das durch. Gefangen in der Manie des ungläubig gaffenden Zuschauers, es lässt mich nicht los, auch wenn ich inneren Spontanausschlag bekomme. Ich merke, wie auch mir immer mehr angst und bange wird, ich zweifle an meinem mühsam in mein Familienmodell gezimmerten Essens-Konzept, das dicke Fell, meine solide, abschottende Grundeinstellung bröckelt- ja, fast hat mich die renitente Ökokeks Fraktion soweit, dass ich mich fühle wie Britney Spears im Jahr 2007 (ja, das war das mit der Glatze).
Doch da- zum Glück- Babygeschrei! Die Zwergin ist wach, nagottseidank, und rettet mich abrupt aus der rauen See des Mütterforums.
Mit zähem Plöppen lösen sich die Fangarme der Laugh/Love/Live WhatsApp Status Community, ich finde wieder zurück in meine eigene kleine Wirklichkeit! Ist schon Zeit für Wein? Oder erst noch einen Kaffee?
Nachdem ich wieder zu mir gefunden habe, bin ich sauer auf mich selbst, dass ich mich von ein paar glutenfreien Obermüttern und solchen, die es werden wollen, so hab ins Bockshorn jagen lassen.
Jetzt erstmal Mittagessen für das Raubtier vorbereiten. Ich wasche mittlerweile sämtliches Gemüse nach Wahl so gründlich ab, dass es mich danach zu einem romantischen Wochenende nach Paris einlädt.
Aber es ist ja nicht nur das Essen! Es ist ja immer irgendwas. Und egal wo man auf Mütter mit etwa gleichaltrigen Kinder trifft, wird verglichen. Es ist unausweichlich.
Trutbert-Egon kann schon mit 8 Monaten laufen, Feline-Arielle hatte schon mit 5 Monaten das volle Gebiss, während Thor-Johann fröhlich in die Windel drückt, ist Verdauungsstillstand bei Klaudia-Antonette und die armen, forumsverunsicherten Eltern dem Osteopathenmarathonkollaps nahe.
Ich habe mir da mittlerweile eine, teilweise wahrscheinlich sogar ignorante, Gelassenheit zugelegt, angespornt von meiner lieblings Yogaübung: aufgehender Mittelfinger im Morgenrot und hasse nun alle Ökokeksvertreterinnen ein wenig achtsamer.
Um noch abschließend zur Moral von der Geschichte zu kommen: Es ist sowas von schnurz piep egal, wann Euer Kind was kann.
Jedes Kind lernt irgendwann laufen, sitzen, bekommt Zähne oder isst diesen gottverdammten Kürbisbrei (und wenn nicht: scheiß auf Kürbis, ist eben nicht jedermanns Sache). Hätte Euer Kind ernsthafte motorische oder kognitive Einschränkungen, würdet Ihr das definitiv mitkriegen. Im Zweifelsfall einfach den Kinderarzt des Vertrauens fragen, bevor man sich den bürgerkriegsähnlichen Zuständen der Elternforen ausliefert.
In diesem Sinne,
ich fange jetzt nicht damit an, wie ewig es her ist, dass Ihr das letzte Mal was von uns hierüber gehört habt und blabla- ist ja auch eher anstrengend, das jedesmal mit dazu gelobten Besserungsgelöbnissen zur Frequenz dieses Blogs zu lesen...
Kommen wir also gleich zum Wesentlichen.
Die Zwergin wächst. Sehr schnell. Nächsten Monat ist Geburtstag und das kleine Zauberwesen wird ein ganzes Jahr alt.
So viel ist passiert in diesem ersten Babyjahr!
Angefangen bei dem Erlebnis Geburt über den monatelangen Kampf mit schmerzenden Brustwarzen beim Stillen, über das Thema Beikost und die unglaublich schnelle motorische und kognitive Entwicklung, die so ein Zwerg in den ersten Monaten durchmacht.
Das Kind hat jetzt Zähne. Schöne, weiße, kleine Milchzähnchen, die sie sehr gerne in des Häuptlings großen Fußzeh rammt oder mir an meinem Oberarm-Winkfett zeigt, das selbiges zur Genüge vorhanden ist.
Zum Glück habe ich schon vor einiger Zeit abgestillt und mir ist das schmerzhafte Los des Vampirtrinkens erspart geblieben!
Man glaubt es nicht, aber das Thema "Essen&Trinken" für so einen kleinen Menschen hält einen, zumindest beim ersten Kind, ganz schön auf Trab.
Was hab ich Federn gelassen, als es darum ging, genau herauszufinden, was denn jetzt die finale Weisheit zum Thema Tagesmahlzeiten, Milchpulver und Essenszeiten ist.
Dazu kurz zusammengefasst: Es gibt sie nicht.
Absolut jede Familie macht das anders und absolut jede Familie muss auch einfach ihren Weg für dieses Thema finden.
Da ich mich, zwar meinem Naturell entsprechend mit dickem Fell und aufs Schlimmste vorbereitet, aber auf Teufel komm raus nun doch umfassend informieren wollte, betrat ich eine Welt, die mir schlimmere Abgründe offenbarte, als es jede VW-Bus parken wollende, guatemalische Ökotomaten pflanzende, sonntagmorgen in der Bäckerei nach der genauen Zusammensetzung des hiesigen Laugenknoten fragende, Wiehre Mami mit wohlerzogenem Malte-Sören gekonnt hätte; die Welt der Online-Mütter-Foren.
Allein das Wort ist so gruselig, dass sich mir jedesmal die Fußnägel hochrollen.
Online Mütter Foren haben ja einen eigentlich schönen Grundgedanken: nämlich den, des Austausches unter Ratsuchenden, Hilfestellung und geschilderten Erfahrungsberichten. Nun. Da das Ganze im Internet stattfindet, ist es leider so wie überall, wenn die Anonymität größtenteils gewahrt wird: Jeder geht auf jeden los.
Mutter A gegen Mutter B, aufgeputscht von dreifach Oma C, die wiederum mit Mutter D darüber streitet, ob ein Hühnerei im ersten Lebensjahr sofort oder erst nach zwei Tagen tödlich ist, während Mutter E "Früher war alles besser" schreiend mit wehenden Fahnen Nitritwerte von rohem, gegartem und gerahmtem Spinat postet, begleitet von der HIPP Sorgentante, die sowieso der Überzeugung ist, dass alles, außer ihre Produkte, zu Durchfall, der Pest und einer lebenslangen Abhängigkeit von Nasenspray führt.
Zwischendurch die Mutti, die auf ihrem Profilbild mit ihren entnervt aussehenden Kindern in ihrer mit Latte-Macchiato Stickern versehenen Einbauküche sitzt und gegen jedes und allen feuert, da sie ja zwei Semester Ernährungswissenschafften studiert hat und die arme, neu im Forum angekommene, nach den besten Kartoffelsorten ausgangsfragende Mutter systematisch mit allen Mitteln der falschen Rechtschreibung auseinander nimmt und ihr eine Vergiftung des Sprösslings durch zu wenig bei Mondschein gefiltertes Leitungswasser im Pastinakenbrei vorwirft.
Und ich lese mir das durch. Gefangen in der Manie des ungläubig gaffenden Zuschauers, es lässt mich nicht los, auch wenn ich inneren Spontanausschlag bekomme. Ich merke, wie auch mir immer mehr angst und bange wird, ich zweifle an meinem mühsam in mein Familienmodell gezimmerten Essens-Konzept, das dicke Fell, meine solide, abschottende Grundeinstellung bröckelt- ja, fast hat mich die renitente Ökokeks Fraktion soweit, dass ich mich fühle wie Britney Spears im Jahr 2007 (ja, das war das mit der Glatze).
Doch da- zum Glück- Babygeschrei! Die Zwergin ist wach, nagottseidank, und rettet mich abrupt aus der rauen See des Mütterforums.
Mit zähem Plöppen lösen sich die Fangarme der Laugh/Love/Live WhatsApp Status Community, ich finde wieder zurück in meine eigene kleine Wirklichkeit! Ist schon Zeit für Wein? Oder erst noch einen Kaffee?
Nachdem ich wieder zu mir gefunden habe, bin ich sauer auf mich selbst, dass ich mich von ein paar glutenfreien Obermüttern und solchen, die es werden wollen, so hab ins Bockshorn jagen lassen.
Jetzt erstmal Mittagessen für das Raubtier vorbereiten. Ich wasche mittlerweile sämtliches Gemüse nach Wahl so gründlich ab, dass es mich danach zu einem romantischen Wochenende nach Paris einlädt.
Aber es ist ja nicht nur das Essen! Es ist ja immer irgendwas. Und egal wo man auf Mütter mit etwa gleichaltrigen Kinder trifft, wird verglichen. Es ist unausweichlich.
Trutbert-Egon kann schon mit 8 Monaten laufen, Feline-Arielle hatte schon mit 5 Monaten das volle Gebiss, während Thor-Johann fröhlich in die Windel drückt, ist Verdauungsstillstand bei Klaudia-Antonette und die armen, forumsverunsicherten Eltern dem Osteopathenmarathonkollaps nahe.
Ich habe mir da mittlerweile eine, teilweise wahrscheinlich sogar ignorante, Gelassenheit zugelegt, angespornt von meiner lieblings Yogaübung: aufgehender Mittelfinger im Morgenrot und hasse nun alle Ökokeksvertreterinnen ein wenig achtsamer.
Um noch abschließend zur Moral von der Geschichte zu kommen: Es ist sowas von schnurz piep egal, wann Euer Kind was kann.
Jedes Kind lernt irgendwann laufen, sitzen, bekommt Zähne oder isst diesen gottverdammten Kürbisbrei (und wenn nicht: scheiß auf Kürbis, ist eben nicht jedermanns Sache). Hätte Euer Kind ernsthafte motorische oder kognitive Einschränkungen, würdet Ihr das definitiv mitkriegen. Im Zweifelsfall einfach den Kinderarzt des Vertrauens fragen, bevor man sich den bürgerkriegsähnlichen Zuständen der Elternforen ausliefert.
In diesem Sinne,
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