Das Apocalypsen-Homeoffice -Teil 1-
Hallo aus Woche 2 im Homeoffice plus Kleinkind,
Nachdem
ich letzten Dienstag den Laptop anschaltete und ca 3,24 Sekunden davor
saß, merkte ich, dass mein Vorhaben, Kind & Arbeit motiviert unter einen Hut zu bringen, so nicht funktionieren wird.
Zum
einen versuchte ich den Laptop mit dem Wort „Apfelkekse“ zu entsperren,
was sicherlich dem Umstand geschuldet war, dass meine zweijährige
Tochter zeitgleich lautstark sämtliche Küchenschubladen nach besagtem Gebäck
durchforstete; zum anderen patschten da immer wieder kleine,
kekskrümelnde Hände auf der Tastatur herum, während ich versuchte, der
ollen Kaffeemaschine wenigstens noch einen weiteren Kaffee abzuringen.
Zwischendurch
beantwortete ich die Fragen meiner Tochter via Mail an meine
Fachberatung (Entschuldigung an dieser Stelle: die Puppe liegt übrigens doch im Badezimmer und nicht auf dem Tisch, nur falls da Fragen aufkommen) und forderte das Kind auf, mir mehr Input zu den
Unterpunkten bezüglich der drei Säulen der Konzeption zur Verfügung zu
stellen.
Um viertel nach acht war ich so bereits reif für die Mittagspause! Es musste also eine Lösung her...
Da man auch den Kleinen anmerkt, dass sie die veränderte Situation wahrnehmen und sich ersteinmal neu finden müssen in diesen Zeiten, wollte ich eine gute Übergangssituation schaffen, um meiner Tochter die Sehnsucht nach dem Kindergarten und den Spielgefährten zu erleichtern.
Ich habe das Wohnzimmer also kurzerhand in einen Ersatzkindergarten umgebaut. Mit Leseecke, Maltisch, Kinderküche und Rutsche auf dem Balkon, die momentan das absolute Highlight bei uns ist. Auf Idee der Furzknotin hin, rücken wir nun auch jeden Morgen Stühle in die Mitte vom Zimmer und spielen den typischen Morgenkreis aus der Kindergartengruppe nach. Wir singen und erzählen uns Geschichten und danach beschäftigt sich dann jeder erstmal in Ruhe alleine. Ist, nachdem man mich singen gehört hat, zur Entspannung der Hörorgane auch nur zu empfehlen.
Für mich erschließt sich so ein kurzes Zeitfenster, indem ich schnell den Computer hochfahren und zumindest mal über die Wochenübersicht gucken kann, während das Kind ironischerweise "Schlafen" spielt und sich und sämtliches Spielzeug mithilfe der Badezimmerteppiche zudeckt.
Ich lausche also zwischen zwei Gedankensträngen zu Arbeitsberichten improvisierten Schnarchgeräuschen, die immer mal wieder von einem übermotivierten Kikeriki unterbrochen werden, woraufhin dann sämtliche, schlafende Spielzeuge geräuschvoll aufwachen, indem sie einen Aufklärungsflug durch das Wohnzimmer unternehmen. Nachdem ich das dritte Mal das Legofeuerwehrauto an den Kopf bekommen habe, entschließe ich mich zur Löwenbändigung mithilfe eines Obsttellers und 4 Folgen vom kleinen Maulwurf.
Und als ob mit Einschalten des Fernsehers irgendwo der Dinkelkeksmutter-Alarm runtergegangen wäre, kriege ich auch sofort eine Nachricht einer befreundeten Mutter, die mit mir die Situation besprechen will. Sie würde das ja nicht können, ihr Hibiskus-Aragorn sei ein ABSOLUTES Draußenkind und es wäre unzumutbar, von ihr zu verlangen, das Kind in der Wohnung zu behalten.
Klar, Brigitte, wir alle freuen uns über dieses Virus wie über eine Wurzelbehandlung an Weihnachten, aber bitte, bitte pack dein Kind jetzt nicht aus falschem "es muss an die Luft" Drang mit zehn anderen "uns passiert nichts, ich kaue täglich eine Wurzel und inhaliere ätherische Öle"- Lasse-Emmanuels und der Omma, die ja sonst nie raus kommt, auf den Spielplatz.
Es geht nicht darum, dich und deine Familie einzusperren, es geht darum die älteren und vorerkrankten Mitglieder unserer Gesellschaft zu schützen.
Zudem darfst du mit H-A auch immer noch um den Block, aber dann achte bitte darauf, dass ihr keine entgegenkommenden Menschen abschleckt und du mal nicht Kopf an Kopf mit Cappuccino-Freundin Anette die neusten Grünkernbratling-Rezepte über den Gartenzaun austauscht.
Du darfst meckern, du darfst die Situation scheiße finden, du darfst überfordert sein, aber du darfst auch einfach mal dir und deinen Kindern den Fernseher anmachen und so deine betagte Nachbarschaft retten.
Auch wenn es vielleicht nicht in dein pädagogisch wertvolles Beschäftigungsprogramm-Konzept mit saisonalen Bastelangeboten und gemeinsamen Sternstunden im Sandkasten passt, Hibiskus-Aragorn wird nicht sofort zum Zucker koksenden Berufsspanner ohne Zukunftsaussicht, wenn er mal zwei Stunden vor der Glotze hängt, versprochen!
Du hast das Kind bis jetzt groß gekriegt, du wirst auch diese anstrengende Zeit schaffen- ich glaub an euch, Brigittes dieser Welt!
Und während ich hier also tranfunzelig sitze und mit Blick aus den verschmierten Fenstern überlege, wie selbige wohl in die Spülmaschine passen, pieselt mein Kleinkind grade auf das Netzteil des Laptops, während mir die Ambient Playlist auf Spotify unter akuter Nichtbeachtung so dermaßen entglitten ist, dass es in meinem Wohnzimmer nun wie bei einer drittklassigen Sekte kurz vor gemeinsamem Exitus klingt.
Entschuldigt mich bitte kurz!
Und schreibt mir bei Austauschbedarf gerne mal, damit auch wir alle bei psychischer Gesundheit dank Sozialkontakte bleiben 💗
Haltet durch, haltet zusammen, hört auf zu hamstern, ruft eure Eltern und Großeltern an, wascht euch die Hände und #staythefuckhome 💕
Es grüßt Euch
Eure Gigantica
PS: Ist es zu früh für Wein?!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen