Exkurs: Ein ausformulierter Tag im Apocalypsen-Homeoffice (busy mom content)

Hallo ihr alle,

wie geht es euch? Ich bin, um ehrlich zu sein, sehr angestrengt grade. 
Es ist eine zähe Phase und ich breche heute mal mit der sarkastischen Erzählungsweise in meinem Blog hier und berichte in kurzen Sätzen von meinem Alltag. Meinen Sarkasmus habe ich nicht verloren, keine Sorge, aber uff, irgendwie muss ich mir mal Luft machen...

...Das Mombrain befindet sich nämlich ordentlich im Aufwärtstrend, es hat sich sogar schon Pompons gebastelt. 

Heute zum Beispiel habe ich nach einem stressige Einkauf mit quengeldem Kleinkind und böse schauenden Miteinkaufenden, dem Häuptling eine kopflose Sprachnachricht mit der panischen Forderung nach erneutem Einkauf der Artikel hinterlassen, die ich grade vergessen hatte. Darauf ist meine gehetzte Stimme zu hören, die unverhältnismäßig vehement fordert, auch ja genau den Soßenbinder zu kaufen, den ich auch auf der Einkaufslistenapp beschrieben habe, so, als ob davon mein Leben abhänge. Zwischendurch hört man mich keuchen und schnauben, was einerseits daran liegt, dass ich den vollbepackten Kinderwagen inklusive laut singendem Kleinkind mit nur einer Hand vor mir her wuchte, andererseits am Wind, der mir die Haare ins Gesich weht, was mich furchtbar genervt werden lässt. Es ist also soweit, dass mich eine Packung Soßenbinder panisch werden lässt. Halleluja.

Generell ist der Alltag anstrengender geworden. Ich muss arbeiten, gleichzeitig ein Kleinkind betreuen und das will ich gut machen, da sie grade auf so viel verzichten muss, den Haushalt irgendwie auffangen, Mahlzeiten planen, Sporteinheiten als Selfcare planen, Termine wahrnehmen und sämtliche Groß- und Urgroßeltern auf dem Laufenden halten und mit Videoanrufen irgendwie versuchen, den Kontakt zu wahren. 

Nebenher verändert sich grade der Freundeskreis stark. Die einen werden zu YouTube-Virologen und teilen furchtbaren Verschwörungsmüll, das ist grauenhaft, weil man seinen Bekannten natürlich nicht über den Mund fahren will, aber gleichzeitig weiß, was für einer grundlegenden Idiotie sie da grade aufsitzen, andere setzen sich über empfohlene Schutzmaßnahmen hinweg, wieder andere leiden in der Isolation so sehr, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache und nochmal andere rufen nur an, um mir zu versichern, dass es ihnen viel schlechter geht als mir. 

Ist ja auch okay, ich meine ich habe nur ein Kind und das Glück, im Homeoffice arbeiten zu können. Noch dazu einen Freund, der sich auch mal Homeoffice einrichtet, so dass ich ab und zu auch zu meinem Arbeitsplatz fahren kann. Ich weiß sehr wohl, um meine priviligierte Situation. 
Trotzdem ist es ab und an nicht grade einfach.

Es bricht mir das Herz, wenn ich morgens nach dem Frühstück den Laptop hochfahre, mir einen Becher Kaffee eingieße und mich dann meine Tochter anguckt und sagt: "Mama wieder schreibet jetzt? Arbeit?" und ihr grade aus dem Kinderzimmer ausgewähltes Spielzeug, wohl wissend, dass Mama jetzt keine Zeit hat, sinken lässt. Es tut weh, sie so zu sehen, denn das Kind ist so super. Sie ist kreativ, hat viel Verständnis, lässt mich arbeiten und spielt dann mit sich alleine. 
Ich hingegen sitze an unserem mit typischen Familienkrimskrams vollbeladenen Esstisch im Wohnzimmer und habe durchgehend ein schlechtes Gewissen. Im Hintergrund zeigt mir die Küche ihr unaufgeräumtes Grinsen, die Wäsche kriecht mittlerweile fast selber ins Bad, meine Arbeitsmaterialien versymbiotisieren sich mit der Unordnung aus Tüchern, Stiften, Kerzen und Kinderspielzeugteilen auf dem Tisch, aus dem Kinderzimmer brüllt es, die Spielzeugkasse aus dem Kaufladen ist ihr auf den Fuss gefallen.  

Am Wochenende murrt dann der Häuptling rum, dass die Küche und das Bad einen Generalputz braucht, das sorgt für schlechte Laune- erst bei ihm, dann bei mir- mich fragt hier nämlich keiner, wie es ist, in dem zunehmenden Chaos zu arbeiten, zu erziehen, zu kochen und 24/7 zu sein. Ich hätte es auch lieber anders, aber ich habe schlicht und ergreifend keine Zeit für außerplanmäßige Putzaktionen. Irgendwas bleibt halt bei dem ganzen StayatHome auf der Strecke.

Vormittags muss ich meine Arbeit auf die Kette kriegen, dann möchte ich zumindest noch eine halbe Stunde mit meiner Tochter spielen, dann kommt der Mittagsschlaf, den zu begleiten dauert dank rausgerissenem Rhythmus nun auch bis zu einer Stunde. Dann ist eine Stunde Ruhe. Pause. Eine Zeit, die ich wirklich wirklich für mich brauche. Einmal am Tag in Ruhe aufs Klo und ans Handy. Vielleicht sogar Zeit, um mal eine WhatsApp an Freunde zu schicken oder zu lesen.
Danach Mittagessen kochen. Nach dem üblichen Tohuwabohu während des Essens, mache ich das Kind und den Bollerwagen fertig, damit wir raus an die frische Luft kommen. Die benutzten Töpfe und Teller winken mir freundlich hinterher. Die Katze hat neben ihr Katzenklo gepinkelt, das sehe ich aber erst beim Hinausgehen aus den Augenwinkeln. Ich seufze. Das erwartet mich also, beim Heimkommen.
Der Spaziergang ist schön, wir sammeln Stöcke und Steine, pusten Pusteblumen, rennen, hüpfen, lachen und laufen. Teilweise werden wir von entgegenkommenden Spaziergängern lieb gegrüßt, telweise wird mir entgegengeschrien, das ich doch mit meinem Blag gefälligst zuhause bleiben soll, herrschaftszeiten! 
Meine Tochter ist verunsichert. Ich versuche zu erklären. Ich sehe das Fragezeichen in ihren Augen. 
Wir kommen wieder heim. Das Chaos ist noch da. Nach Tränen beim Händewaschen, weil sie es nicht "Alleine" machen und die Seife von den Händen ablecken durfte, muss ich sie erneut bitten, alleine zu spielen. Ich muss jetzt aufräumen und das Abendessen vorbereiten. Staubsaugen muss ich eigentlich auch und warte mal, ah ja, mit dem einen Bericht für die Arbeit bin ich auch noch nicht fertig geworden...
Ich versuche in der Küche anzufangen. Das Kind fährt mit ihrem Einkaufswagen sämtliche Kaufmannsladenartikel in die Küche und kippt sie dort aus. Mir fällt das Katzenklo ein, während ich aus Versehen beim Umdrehen mit dem Besteckkorb in der Hand auf eine Pappschachtel aus dem Kaufmannsladen trete. Gebrüll vom Kind. Reperatur des Kartons von mir, der Besteckkorb wird auf der Herdplatte abgestellt. Von der durchs Wohnzimmer laufenden Katze ertönen Kotzgeräusche. Die Küchenrolle ist alle, das Kind auf dem Weg zur Katzenkotze "He, guck mal!" der Zeigefinger wird ausgefahren. "Halt!" brülle ich, lauter und aufbrausender als gewollt. Das Kind erschrickt und schreit, ich bin sauer auf mich selbst, dass ich sie so angefahren habe. Sie rennt weg vor mir, ich gebe der Katzenkotze Priorität und wische die noch warme Masse mit Klopapier auf, putze mit Reinigungsmittel drüber. Dann laufe ich meiner Tochter hinterher, entschuldige mich fürs Brüllen, wir lesen kurz ein Buch. Dann muss ich weiter. Weder ist ja irgendwas aufgeräumt, noch habe ich zu kochen anfangen können. 
Die quengelnde Zweijährige läuft mir hinterher und will beschäftigt werden. Sie ist müde, hungrig und will jetzt Aufmerksamkeit. Ich nehme also den Besteckkorb vom Herd, schiebe mit dem Fuß die Kaufmannsartikel zumindest ein bißchen in einer Küchenecke zusammen, schließe die Spülmaschinentür und setzte Kochwasser auf, während ich das Kind auf dem Arm trage und ihr meine Aktionen beschreibe, um sowas wie Teilhabe zu gestalten. Mein Rücken meldet sich und findet es gar nicht lustig, dass ich mich mit Kind auf dem Arm versuche, mich um den Küchenputz zu kümmern. 
Immernoch schwebt das Katzenklo in meinem Hirn, dazu ploppt die Waschmaschine mit gewaschener Wäsche als neuer Tab in meinem Hirn auf, das Handy düdelt- eine Kollegin braucht dringend eine Information, das Kind hat den Pfefferstreuer in die Hände bekommen. 
Ich rödele also abends um sechs mit dem Staubsauger über den Pfefferunfall, dann über die wichtigsten Stellen der Wohnung, habe gleichzeitig mein Handy in der Hand, um der Kollegin zu antworten, währendessen kocht das Essen über und das Kind läuft, angezogen von dem Zischen, in die Gefahrenzone Küche. Der an die Wand gelehnte Staubsauger fällt um, während ich dem Kind hinterhereile. Eine neue Macke im Parkett. Das Übergekochte klebt blubbernd auf dem Cerankochfeld fest. 
Es wird Zeit für eine Alternative: den Fernseher. Wieder sticht das schlechte Gewissen, das Kind vor dem Fernseher zu parken. Aber ich habe jetzt keine Zeit darüber nachzudenken. Es wird spät, wenn ich einigermaßen den Essens-zu Bett gehen-Schlafensrhythmus der Kleinen einhalten will, muss ich jetzt in die Pötte kommen. Und mein Rücken verbietet mir, sie jetzt permanent auf dem Arm mit mir herumzutragen.
Irgendwo zwischen Tischdecken, Spülmaschine ausräumen, fertig kochen, "Mama ich Hunger!" -Rufen vom Kind und umfallenden Wasserläsern auf dem Wohnzimmertisch, kommt der Häuptling nach Hause. Der rümpft die Nase. Ahja- das Katzenklo, da war ja was.
Während ich Mann und Kind vors Essen setze, ziehe ich mir meine Sportkleidung an, eine kurze Runde Laufen muss heute drin sein, (ich brauche sie!), bewaffne mich nochmal mit einer Menge Klopapier, kümmere mich damit um den übelriechenden Katzenklofall und stöpsel mir nun schlussendlich die Kopfhörer in die Ohren und verlasse die Wohnung. Natürlich muss ich nochmal zurück hinein, Trackinguhr vergessen, Pipi muss ich auch noch. Dann kanns losgehen. 
Der Lauf ist schön, aber auch anstrengend, trotz Podcast in meinem Ohr, denke ich an all die Sachen, die ich heute nicht geschafft habe. 
Ich komme zurück, dehne mich, springe unter die Dusche, dann wappne ich mich dafür, das Kind ins Bett zu bringen. Ich sitze im dunklen Kinderzimmer, die Spieluhr dödelt und es dauert und dauert und ich werde mit meinem Berg an unerledigten Aufgaben im Hirn, unruhiger und unruhiger. Zudem habe ich Hunger. Als meine Tochter endlich schläft, schaufle ich mir in Windeseile Essen in den löchernen Magen. Es ist 22 Uhr. Der Häuptling hat dankenswerterweise das Spielzeugchaos im Wohnzimmer schon aufgeräumt und auch die Wäsche aufgehangen. Zwei Sachen weniger.
Ich komme ins Schlafzimmer, nun ist erstmals Zeit, sich über den Tag auszutauschen und den morgigen abzusprechen. Nach zwei Folgen irgendeiner Serie fallen mir die Augen zu. Kurze Zeit später meldet sich das Kind. Sie kann nicht schlafen, braucht ein Elternteil, jemanden, der ihr beruhigend über den Kopf streicht. Ich habe nicht die Energie, um nun lange an ihrem Bett zu sitzen und nehme sie mit ins Schlafzimmer. Dann endlich Licht aus, Gedanken hoffentlich auch bald. Morgen das Ganze wieder von Vorn! 





 

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