Zwei Wochen zweifach Mama- und jetzt?

Da sitze ich nun also. Im Halbschatten der Pimmelmännchenlampe, die auf dem Wickeltisch steht und gedämpftes Licht durchs Schlafzimmer schickt und starre auf das lange Haar an meinem Busen, das ich schon seit zwei Tagen wegzupfen will. 

Und auf mein frisch geschlüpftes, wundervolles Baby, das mit der Kraft einer Dampflokomotive meinen Nippel in ihr kleines Mündchen saugt und ordentlich auf der Suche nach Milch malträtiert. Ich hatte schon ganz vergessen, wie schmerzhaft Stillen sein kann. 


Im Wohnzimmer höre ich das große Kind in einer lautstarken Diskussion mit dem Mann. Sie möchte nicht Zähneputzen. Er möchte nicht diskutieren. Kindliche Wut. Sie ist müde vom Tag, möchte nicht mehr kooperieren. Der Mann will aber auch nur den Tag zuende bringen. Und, dass ihr nicht irgendwann die Zähne ausfallen. 

Das Baby schmatzt am Busen. 

Ich streichle den kleinen Kopf, bin dankbar, dass ich grade nur die Schmerzen des Stillens ertragen und nicht die tagtäglichen Diskussionen mit dem kleinen Sturkopf führen und die Wut begleiten muss. 

Habe schon bevor ich es zu Ende gedacht habe ein schlechtes Gewissen, wegen diesem Gefühl. 

Zudem fühle ich mich so schrecklich unnütz. 

So furchtbar abgeschrieben von meinem erstgeborenen Herzensmädchen, das das erste Mal, als ich die paar Tage im Krankenhaus war, völlig ohne mich verbracht hat. Das grade den sich so liebevoll kümmernden Papa mir so oft vorzieht. Das mich unsicher anguckt, fragt, testet und genau prüft, ob unser Vertrauensverhältnis noch das Alte ist. 

Ich vermisse meine Große. Ich vermisse unsere Momente. Tränen fließen. Auch auf das wundervolle Baby an meiner Brust. 

Gleichzeitig bin ich auch richtig genervt von dem immer wieder aufschwappenden Drama der Dreijährigen, dass sich durch den Alltag zieht. Von der Wuselei und dem Lärm. 

Und dennoch wäre ich gerne Teil davon. 

Aber ich sitze mit Baby an der Brust im Bett. Oder stehe vor dem Baby am Wickeltisch und massiere leise singend den so zierlichen Mäusebauch, damit das kleine Kind ordentlich pupsen kann und sich nicht quälen muss. 

Es ist unglaublich toll, so viel Zeit in Ruhe für das Baby zu haben. Der großartige Mann hat sich nämlich Elternzeit genommen. Was für ein Luxus! 

Dann kommt die Große herein. Ganz geheuer ist ihr das Baby ja noch nicht. 

Aber sie ist neugierig. Abwartend und beobachtend fragt sie mich, was ich denn da mache. 

In guten Momenten klettert sie zu uns aufs Bett und streichelt stolz lächelnd den Kopf ihrer kleinen Schwester. 

Ob sie das Baby mal halten könne. Natürlich! 

Da quäkt die Kleine. 

Lieber doch nicht, beschließt die Große und verlässt schnell den Raum. 

Gleich darauf kommt sie wieder. 

Ich kriege einen gute Nacht Kuss. Die Zähne sind jetzt geputzt. Der Mann hat die Zahnbürste aufgeräumt und steht parat für die Einschlafbegleitung. 

Die kleine Schwester in meinem Arm kriegt einen vorsichtigen Kuss auf den Strubbelköpfchenhinterkopf. Die Große strahlt voller Stolz. Da ist so viel Liebe. 

Wir schaffen das. 

 

 



Kommentare

  1. Dieser Eintrag brachte mich dazu dir zu folgen. Meine Tochter und zweites Kind ist jetzt 11 Tage alt und der große Bruder wird sehr bald 5. Es ist toll zu lesen , das es anderen auch so geht, wie einem selbst. Danke!

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