CareARBEIT


Ich bin heute morgen aufgewacht, habe sogleich das Baby gestillt, gleichzeitig die Dreijährige gekuschelt, die nochmal in mein Bett geschlüpft ist und dreitausend Fragen nach Sinn und Unsinn des Lebens beantwortet, dann habe ich das Baby gewickelt, angezogen, wurde vollgekotzt, war zum Glück nur der Schlafanzug, habe bekotzte Klamotten in die Waschmaschine geworfen, die restliche Kotze vom Boden aufgewischt, das Baby umgezogen, mich angezogen, das Baby nochmal umgezogen, weil die Windel ausgelaufen ist, habe das Baby unter den Spielebogen gelegt, habe dann kurz mit der Dreijährigen gespielt, dann einen Wutanfall begleitet, weil wir aufhören mussten zu spielen, da sie mit Papa zum Kindergarten aufbrechen musste, habe mal eben kurz Wäsche sortiert, Wäsche angemacht, den Trockner ausgeräumt, erste Teile der Wäsche zusammen gelegt und verräumt, die Große endgültig in den Kindergarten verabschiedet, das Baby erneut gestillt, nochmal gewickelt, sie dann in die Trage genommen, zweiten Teil der Wäsche zusammen gelegt und verräumt, habe die Vorratsschubladen durchgeguckt, das Baby aus der Trage in die Wippe gepackt und mit ins Bad genommen, meine Zähne geputzt und mich fertig gemacht, habe das müde quengelde Baby in den Autositz verfrachtet, habe sie da wieder rausgeholt, weil sie sich vollgekotzt hat, habe das Baby umgezogen, erneut in den Autositz gepackt, das Baby hat lautstark ihr Missgefallen ausgedrückt, habe mir im Eiltempo Tüten und meine Wickeltasche geschnappt, bin mit meckerndem Baby und Zeug zum Auto, habe den wuchtigen Autositz mit dem brüllenden Baby drin angeschnallt, bin mit brüllendem Baby Auto gefahren, war einkaufen, Baby hat nun endlich geschlafen, habe den Wocheneinkauf in die Tüten geräumt, Baby ist aufgewacht und hatte Hunger, Heimfahrt, habe dann gleichzeitig eine schwere, vollbeladene Tüte, die Wickeltasche und das nun hungrig schreiende Baby im schweren Autositz in die Wohnung geschleppt, die andere Einkaufstasche verblieb mangels weiterer Arme im Auto, habe versucht das Baby durch lautes Singen zu beruhigen, um zumindest die verderblichen Sachen kurz in den Kühlschrank zu werfen, habe dann sofort das Baby gestillt, gewickelt, habe mit ihr gespielt und gelacht, sie dann im Wohnzimmer unter den Spielbogen gelegt, den Kühlschrank ausgeräumt und neu sortiert, die restlichen Sachen eingeräumt, Baby schien noch zufrieden, Wäsche war fertig, habe Wäsche in den Trockner geschmissen, den Filter vom Trockner gereinigt, Trockner angemacht, nächste Ladung Wäsche angemacht, das Baby hat nun gequengelt, habe eilig das Klo geputzt, einen neuen WC Stein eingehängt, die Tüte vom Badmülleimer gewechselt, das Baby hat lauter gequengelt, habe den singenden Kakadu vom Spielebogen angestellt, um mir noch ein paar Minuten zu verschaffen, habe eilig die Spülmaschine aus- und wieder eingeräumt, das Baby hat nun gebrüllt, bin aufs Klo zum Pipi machen gerannt, dann endlich zum Baby, habe gestreichelt, beruhigt, geschunkelt, dann die Trage geholt, Baby in die Trage gesetzt, Baby hat gebrüllt, bin also schunkelnd herum gelaufen, habe dabei Spielzeug der Dreijährigen ins Kinderzimmer geräumt, bin auf einem Kreisel ausgerutscht, habe wütend gegen Kreisel getreten, dann habe ich die Pfanne, die noch von gestern im Spülbecken stand, abgespült, den Herd geputzt, den Staubsauger aus der Kammer geholt, mich mit Baby in der Trage gebückt, das Kabel unten raus und in die Steckdose reingefummelt, die Wohnung gesaugt, hatte dabei ein schlechtes Gewissen, weil das so laut ist und das Baby es auch verdient hätte, in Ruhe zu schlafen, aber die Wohnung muss halt auch mal gesaugt werden, habe das Saugen unterbrochen, weil die Katze in den Flur gekotzt hat, habe mich also wieder mit Baby in der Trage gebückt, um noch magenwarme Katzenkotze aufzuwischen, dann endlich fertig gesaugt, dann habe ich den Esstisch auf- und das stehengebliebene Geschirr vom Frühstück der Dreijährigen in die Küche geräumt. 


Es ist 10:30 Uhr. Ich hab noch nichts gegessen, meine Nerven haben bereits ernsthaft gelitten, meine Konzentration geht jetzt schon Flöten und die To Do Liste ist noch endlos lang.


Das, was ich alles mache ist unsichtbar. Ich und meine Arbeit sind unsichtbar. 


Wenn wir von Arbeit sprechen, dann meinen wir meistens Lohnarbeit, also Arbeit, die bezahlt wird. 

Die ist nämlich gesellschaftlich anerkannt, man wird ja bezahlt, also muss man ja was geleistet haben. 


Hausfrauen und Mütter werden relativ häufig belächelt. 

Was machen die denn groß? 

Nun ja, einen Teil des Vormittages in so einem Hausfrauenjob habe ich ja grade beschrieben. 

Bleibt noch der Mittag, Nachmittag und das Abendprogramm mit den Kindern. 

Ach ja. 

Und die Nächte. 


Dazu die ständigen Schuldgefühle, weil man den Aufgabenberg doch nie ganz schafft. Die Schuldgefühle gegenüber den Kindern, weil man, gefühlt, nie beiden gleichzeitig gerecht werden kann. 

Das Vorausplanen und alles im Blick haben müssen. Mental Load vom Feinsten.


Ich denke, es wird einigermaßen klar, dass ich und jede andere Mutter & Hausfrau, egal ob freiwillig, temporär oder unfreiwillig, nicht bloß da sitze, ab und an Apfelkuchen backe und mit dem Baby auf dem Schoß Kaffee mit der Lieblingsnachbarin trinke.


Klar, die Hausarbeit nervt und die CareARBEIT wie Spielen und Umsorgen mache ich an einigen Tagen super gerne, an anderen weniger. 

Aber der ausschlaggebende Punkt ist: ich bekomme kein Geld dafür. 

Deswegen werde ich belächelt. 

Das Kinderlachen ist doch Entlohnung genug, sagen sie. 

Davon kann ich mir im Rentenalter aber keine Wohnung leisten, sage ich. 


Das muss sich dringend ändern! 




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