Du hast es dir doch ausgesucht!

Liebe diesen Satz. Dicht gefolgt von: Genieß jede Minute, sie werden ja so schnell groß. 


Ja, verdammt. Natürlich hab ich’s mir so ausgesucht! 

Heißt das jetzt automatisch, dass ich mit meiner Entscheidung für Kinder jegliches Recht abgegeben habe, zu sagen, dass es AUCH anstrengend sein kann? 

Dieser Satz ist nichts. Er ist nicht mitfühlend, nicht tröstlich, er suggeriert einer jungen Mama oder Papa einfach nur: 

Interessiert mich nicht, was du zu sagen hast, sieh zu, wie du alleine klar kommst!


Warum schreibst du so viel darüber, wie anstrengend alles ist? 


Weil. 

Es F*ckin nochmal so ist 🤷🏼‍♀️ 

Es gibt bestimmt viele Dinge in deinem Leben, die du dir auch so ausgesucht hast und die trotzdem auch anstrengend sind.  

Wenn du dich über einen harten Arbeitstag oder die verdammten Überstunden beschwerst, bekommst du dann gesagt: „Aber du hast es dir doch ausgesucht?“. 

Sagt dir das jemand, wenn du in einer schwierigen Phase deiner Beziehung (mit oder ohne Kinder) steckst und dir mal Luft machen musst? 


Der Elternjob ist ein verdammt Harter. Es ist Arbeit ohne Bezahlung, Pause, Wochenende oder Urlaub. 

Deswegen schreibe ich so oft, dass es anstrengend ist. 

Weils einfach nicht die Realität ist, dass alles toll ist und nach Babykopf duftet. 


Weil ich mir vor der (ersten) Schwangerschaft  einfach nicht vorstellen konnte, wie hart diese neun Monate sein können. 

Wie hart die ersten Monate mit neugeborenen Säugling sein können. 

Wie auslaugend Schübe sein können. 

Zahnen. Bauchschmerzen. DreiMonatskoliken. Organisationen rund um den Rhythmus vom Baby. 

Die Sorgen, die man sich macht. Himmel, diese Sorgen.

Wie schwer ein eigenes Sozialleben aufrecht zu erhalten, wenn man vor Müdigkeit kaum noch stehen kann und im vernebelten Kopf die Gedanken nur darum kreisen, ob der letzte Windelinhalt normal ausgesehen hat. 

Die Einsamkeit in den Nächten. Bei Tag. Das Abgekoppelt-sein von dem Leben, welches man bis jetzt gewohnt war. 

Die Hilflosigkeit bei Babygeschrei.


Die Fragen, die man sich selbst permanent stellt.

Was ist eigentlich mit meinem Beckenboden los? Und meinen Haaren? Und meinen Brüsten? Meiner Beziehung? Und meinem Beruf? Warum ist der Bauch noch da? Wieso schwitze ich so viel? 

Warum wird so getan, als ob ich nach einer warmen Dusche wieder vollständig hergestellt und erholt sein sollte? 


Das alles heißt nicht, dass ich unglücklich bin. Oder verärgert, weil es so anders ist, als mal vor so langer Zeit vorgestellt. Es heißt nicht, dass nichts daneben oder dazwischen gefühlt werden kann. Ich stehe hinter dem, was ich mache. 


Hier geht’s um (meine) Realität. 

Ich hab so viel Tolles in dieser Realität und nie im Leben gebe ich meine Familie wieder her. 

Aber. 

Es ist auch f*cking nochmal anstrengend. 

Und auch darüber schreibe ich. 

Das hab ich mir nämlich auch ausgesucht.


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