Mein Ikea Besuch
Ich reise mit einem meckernden Baby und dem Auto an.
Mein Ziel: kurze Wege, einmal Holzeisenbahn, einmal Stumpenkerzen für das aus Beton selbstgegossene Adventsbrett vom Mann. Das war’s!
Natürlich muss ich ins Parkhaus, da auf den Familienparkplätzen die SUVs der Turnbeutelvergesser stehen.
Mit dem müden Baby in der Trage hetze ich zum Eingang und die Stufen zu meinem schwedischen Einkaufserlebnis hoch.
Ich habe Zeitdruck, zum einen möchte ich die Einkäufe erledigen, zum anderen weiß ich nicht, wann ich das nächste mal vollgekotzt werde und mich vor dem großes Kind aus dem Kindergarten abholen, noch umziehen muss.
Oben erspare ich mir die Tour durch die durchgestylten Räume und kürze direkt in die Kinderabteilung ab.
Neben den verträumten Paaren, von denen der weibliche Part stolz den wachsenden Babybauch zwischen Wickelkommoden und Kuscheltieren herumschiebt, gebe ich ein Paradebeispiel von „wir sprechen uns in 4 Jahren und zwei Kinder später“ ab.
Mit von Milchkotzeflecken verziertem Pulli und meckernde Verursacherin dieser um den Wanst geschnallt, bugsiere ich uns zu den Regalen mit dem Holzeisenbahnzubehör.
Ein Weihnachtsgeschenk für die Große soll das werden.
Stöhnend und mit großzügigen Squats, wegen, ihr wisst schon: Baby in der Trage, such ich mir aus den unteren Schubfächern die Eisenbahnteile zusammen.
Mitleidige Blicke treffen mich.
Und erschrockene, von den Erstlingsschwangeren.
So sieht doch nicht die Zukunft mit Baby aus, oder? Oder?!
Ich lächle aufmunternd und über meine Rückenschmerzen hinweg in die Runde.
Innerlich bin ich sehr froh, dass ich Leggings trage und nicht auch noch einen Hosenunfall von den Squats riskieren muss.
Mit den Eisenbahnteilen, die ich teils unter den Armen, teils über dem Kopf des Babys balanciere, mache ich mich auf den Weg; erst zu einem Wagen, dann zum Gate of Hell, bzw. der Kerzenabteilung.
Als ich die Badabteilung durchquere, fällt mir beim Blick in die montierten Spiegelschränke auf, dass ich auch frisurtechnisch aussehe, wie ein räudiger Waschbär, der vergessen hat, wie Fellpflege funktioniert.
Ich habe heute Morgen in der Eile sehr offensichtlich mein Trockenshampoo nicht richtig ausgebürstet und runde mein gehetztes Mama Beispielbild nun mit pudrig weißen Flecken auf dem pferdebeschwanzten Kopf ab. Puh.
Das Baby ist inzwischen eingeschlafen. Ich fummele ein Tuch über die Trage, damit sie es ein wenig dunkel hat und stehe während dieses Akts natürlich den urplötzlich herannahenden Horden der anderen Kunden im Weg.
Genervte Blicke treffen mich.
Endlich komme ich in der Kerzenabteilung an.
Nach bemühter Suche muss ich feststellen, dass
es keine Stumpenkerzen mehr gibt.
Na Bravo.
Dafür ummanteln mich 200 verschiedene Düfte. Von Chemie-Kiwi bis zu Laterne ganz unten ist da auch alles dabei.
Etwas fassungslos, drehe ich nochmal eine extra Runde auf vergeblicher Suche nach meinen Stumpenkerzen.
Als dann die aufgeputschten Vanilledüfte beginnen, mich wie nach einem Kneipenbesuch fühlen zu lassen, mache ich, dass ich weg komme.
Nachdem ich natürlich noch allerlei (un)nötigen Kleinkram in den Wagen geworfen habe, kommt der Kassenbereich in Sicht.
Mit ihm die Vorweihnachtshölle mit unendlich viel Dekokram.
Aber endlich finde ich hier erträgliche Stumpenkerzen für das Adventsbrett.
Dann spuckt mich das blaue Gebäude wieder auf den zugigen Parkplatz, welchen ich mit einhändig gelenktem, schepperndem Wagen überquere und gleichzeitig dem Baby aufgrund der Lautstärke die Ohren zuhalte.
Hier treffe ich nochmal auf ein schwangeres Paar, das vorhin selig einen neuen Wecker ausgesucht hat.
Damit sie das Baby morgens auch rechtzeitig zum Aufstehen hören, haben sie noch im Einrichtungshaus besprochen.
Ich halte kurz inne.
Wer sagt’s ihnen? 😉
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