Schlafe, wenn das Baby schläft


Ja. 

Okay. 

Dann dusche ich auch, wenn das Baby duscht und räume die Spülmaschine aus, wenn das Baby die Spülmaschine ausräumt.


Ein fröhlicher, meist gut gemeinter Rat, den ich oft ungefragt von zufällig getroffen Bekannten bekomme, die sich über meine Augenringe und blasse Gesichtsfarbe erschrecken. 


Ihr habt ja Recht. So rein vom Prinzip her. 


Natürlich könnte ich mich hinlegen, nachdem ich fast eine Stunde tapfer oder auch erbittert damit zugebracht habe, mein Baby in den Schlaf zu bringen. 


Natürlich nur, wenn es grade nicht in der Trage und somit an einem Körperteil von mir dran schläft, welchen ich zum eigenen Abliegen leider essenziell brauche. 

So wie mein Baby tagsüber eigentlich immer. 


Natürlich auch nur, wenn das Baby nicht auf meinem Arm schläft, weil grade ein Schub/ein Pups oder sonst irgendwas drückt oder das kleine Bündel Leben einfach auch nur so das Bedürfnis nach Wärme & Nähe hat. 


Natürlich könnte ich sofort in der Sekunde, in der mein Baby eingeschlafen ist, selbst nach hinten umkippen und arrivederci ins Traumland gleiten. 


Folgendes hindert mich daran: 

-meine Aufgabe, für andere im Haushalt lebende Kinder/Personen zu sorgen

-meine Unfähigkeit innerhalb ein paar weniger Minuten einzuschlafen 

-meine Blase

-mein Bedürfnis nach Sauberkeit (für meinen Körper) 

-mein Bedürfnis nach Ruhe 

-mein Bedürfnis nach Zeit für mich alleine 

-mein Bedürfnis nach Essen und Trinken

-mein erweitertes Bedürfnis nach Sauberkeit (für die Wohnung) 

-mein Bedürfnis nach sozialen Kontakten 

-mein Bedürfnis nach einfach mal sinnlos dazusitzen und gar nichts zu tun 

…um mal die Wichtigsten zu nennen. 


Dieser Satz erinnert mich daran, dass ich als Mutter Schlaf zu priorisieren habe. Und zwar aber bitte ungefragt vor allen anderen Bedürfnissen, die ein Mensch noch so in sich drin trägt. 


Es ist aber gar nicht so einfach, zwischen all diesen Bedürfnissen, die ja nicht hübsch nacheinander an der Tür klingeln, sondern in ihrer Dringlichkeit geballt, alle zugleich auftreten, auszuwählen, welchem man nun die Priorität einräumt. 


Natürlich fehlt mir Schlaf! 

Ich meine, ich werde des nachts regelmäßig aus meiner grade begonnenen Tiefschlafphase gerissen, weil das wunderbare Baby Hunger hat (oder ein Pups drückt…Blähungen, it‘s a thing)

Dann sitze ich da, wie Wachtmeister Wampe, einmal auf links gezogen, während das Baby am Busen schmatzt. 

Mein Kopf lehnt nach hinten abgeknickt, am Kopfteil des Bettes. Ein Sabberfaden rinnt aus meinem Mund, auf das Kissen, auf dem eigentlich eben besprochener Kopf liegen sollte…


Aber ich möchte bitte nicht, dass die so allseits wohl anerkannte Dringlichkeit nach Schlaf, alle meine weiteren 

Bedürfnisse in den Schatten stellen darf!  


Vielleicht wäre der Satz als Frage besser formuliert. 

Ein „Kannst du denn auch manchmal schlafen, wenn das Baby schläft?“ zeigt nämlich ehrliches Interesse an der Augenringe verursachenden Situation und zielt nicht nur darauf ab, irgendeinen halbgaren Rat abzugeben, damit etwas gesagt ist. 

Einen Versuch ist es wert.  


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