Unser Alltag ist ihre Kindheit



Diese mehrschichtige Aussage kommt anmutig formuliert daher und ist per se gut gemeint, denn sie soll uns darauf aufmerksam machen, dass wir uns in unserem meist doch eher stressigen, vollgestopften Erwachsenenalltag Zeit zum Innehalten nehmen und uns besinnen sollen, was wirklich wichtig ist. 

Spoiler, da eh klar: Zeit mit den Kindern, Zeit mit der Familie. 


Soweit so gut. 

Dennoch droht diese Botschaft mit erhobenen Zeigefinger: „Dann aber auch Zeit, die unbedingt liebevoll, auf jeden Fall ungestresst und möglichst pädagogisch wertvoll gefüllt ist und wehe, das gelingt dir nicht jeden Tag!“


So schwebt das Damoklesschwert des höheren Zwecks einer glücklichen Kindheit über diesem Satz, der Eltern ganz schön unter Druck setzen kann. 

Er kann uns dazu treiben, eher künstliche Situationen zu erschaffen, als uns authentisch gegenüber unseren Kindern zu zeigen und letztendlich können wir so an der eigenen Vorstellung, wie Eltern sein sollten, zerbrechen. 


Ich habe in meinem Alltag festgestellt, dass es gar nicht so entscheidend ist, wieviel Zeit man mit den Kindern verbringt, sondern welche Qualität diese Zeit hat. 

Spiele ich meiner Tochter zuliebe, mit tausend Dingen auf der inneren To Do Liste, halbherzig irgendetwas mit, damit was gespielt ist, werde ich früher oder später bloß ungeduldig oder laut. 

So bin ich dann zwar da und fülle ihren Alltag mit gemeinsamer Zeit, aber diese Zeit ist alles, aber nicht wirklich schön. 


Nehme ich mir aber in ausgewählten Situationen aktiv zwischen meinem ganzen Erwachsenen-Krempel Zeit für die Juniorin, haben wir beide mehr davon. 


Damit das dann aber wirklich auch was Schönes wird, brauche ich klare Verhältnisse. Zum Beispiel, dass auch Zeit für den wirklich nervigen Haushalt, die To Do Liste und auch für mich selbst voll okay ist und dass ich eben auch einfach mal von dem Allen gestresst sein darf, ohne damit gleich meinen Kindern das lebenslange Trauma einer immer zu gehetzten Mutter ohne Zeit zum Spielen zu bescheren. 


Philosophisch nett gemeinten Sätze, die mir eigentlich nur vor Augen führen sollen, wie ich denn grade mit meinem ach so vollem Alltag die Kindheit meiner Töchter versaue, helfen mir da wenig. 


Manche Dinge müssen halt auch einfach sein. Die Toilette putze ich zum Beispiel höchst pädagogisch unwertvoll, ohne, die Kinder an dieser unliebsame Aufgabe meines Alltags teilhaben zu lassen. 


Es ist eben einfach ungeheuer wichtig, auf sich selbst und seine Bedürfnisse zu achten. Und damit meine ich jetzt natürlich nicht, mal fünf Minuten in Ruhe das Klo zu schrubben. 


Mit niemandem verbringe ich lieber Zeit, als mit meinen Kindern und von niemandem bin ich eine Zeit lang lieber getrennt. 


Eltern müssen durchatmen. Egal, wie lange und wie gerne man eine Mama oder ein Papa ist; man war & ist auch eine vollständige Person abseits der Kinder und diese Person ist wertvoll und verdient es, dass man sich auch Zeit für ihre Bedürfnisse nimmt. 


Unser Alltag ist eben auch u.n.s.e.r Alltag und auch uns soll es darin gut gehen. 




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ausflüge

Theater

Urlaub 2023 🏖️